Neue Website für Migrantinnen und Migranten

Die neue Website bietet auf Englisch, Französisch, Arabisch und Russisch Informationen rund um das deutsche Gesundheitssystem, HIV/Aids, Geschlechtskrankheiten und die Nutzung von Kondomen.

Auch Hinweise, wo man sich testen und bei Bedarf behandeln lassen kann und welche Möglichkeiten Menschen ohne Papiere haben, finden sich auf der Seite.

www.your-health.tips

Kondome werben für den HIV-Test

Innovative Aktion für geflüchtete Menschen soll Aidserkrankungen verhindern: Präservative weisen den Weg ins Gesundheitssystem

Mit Hilfe von 350.000 Kondomen informiert die Deutsche AIDS-Hilfe ab 26.9.18 geflüchtete Menschen und andere Migrant_innen über das Gesundheitssystem in Deutschland, HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen.
Die Aktion mit dem Titel „Your health“ soll insbesondere das Bewusstsein dafür fördern, dass ein HIV-Test sich lohnt, weil HIV heute bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelbar ist, Aids-Erkrankungen sind so vermeidbar. HIV ist zudem unter Therapie nicht mehr übertragbar. Die Initiative ist Teil der Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“.

Kondome verweisen auf Informationen

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Firmen Durex und Gilead können die Kondome kostenfrei an Unterkünfte für Geflüchtete und Organisationen für Migrant_innen abgegeben werden.
Ein Aufkleber auf der Umverpackung erklärt auf Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch den Sinn des Kondoms: „Dein Schutz hier und jetzt!“ Darunter steht der Hinweis auf die eigens gestaltete Info-Webseite your-health.tips: „Deine Informationen über Gesundheit in Deutschland“.
„Kondome werden gerne genommen, haben einen hohen Nutzwert und sind eine klare Botschaft für den Schutz vor HIV. Die von uns verteilten Kondome weisen außerdem den Weg zu Möglichkeiten, wie Geflüchtete Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen können“, erläutert Björn Beck vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) den Einsatz von Präservativen als Medium.

Fünfsprachige Webseite weist den Weg

Die Webseite your-health.tips ist das Herzstück der Aktion. Fünfsprachig erklärt sie das deutsche Gesundheitssystem. Sie informiert darüber, dass Geflüchtete ein Recht auf medizinische Versorgung haben und dass das Personal im Gesundheitswesen unter Schweigepflicht steht. Und sie gibt Informationen über Test- und Hilfsangebote. Erstellt wurde die Webseite mit finanzieller Unterstützung der Firma ViiV Healthcare.

Zugang zum Gesundheitswesen schaffen

Bisher fehlt es oft an solchen Informationen, so dass Geflüchtete im entscheidenden Moment keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung haben. „Your Health“ will diese Lücke schließen helfen. Die Aktion soll außerdem dazu ermutigen, sich auf HIV testen und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Denn oft schreckt die Angst vor Ausgrenzung und Anfeindungen Menschen davon ab.
„Wir möchten vermitteln: ,Wenn du HIV-positiv bist gibt es Hilfe für dich – ohne dass Menschen in deinem Umfeld davon erfahren. Wir unterstützen dich!‘“, erläutert DAH-Vorstand Björn Beck. „Das Ziel ist dabei eine frühzeitige Behandlung, um schwere Erkrankungen zu vermeiden. Die Therapie verhindert außerdem weitere HIV-Infektionen.“

Mehr Spätdiagnosen

Die Aktion wendet sich insbesondere an Migrant_innen aus Ländern, in denen HIV häufig vorkommt, vor allem aus dem südlichen Afrika und Russland, sowie an geflüchtete Männer und Trans*-Menschen, die Sex mit Männern haben.
13 Prozent der Aids-Erkrankungen in Deutschland, also des vermeidbaren Ausbruchs der Krankheit, entfallen auf Menschen aus dem südlichen Afrika. Die Diagnose erfolgt laut Robert-Koch-Institut bei Menschen aus dieser Region häufig später als bei anderen, so dass sie ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken.
Dringend notwendig ist hier auch eine anonyme Versorgung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung. Sie trauen sich aus berechtigter Angst vor Abschiebung oft weder zum HIV-Test noch in medizinische Behandlung oder erhalten die erforderliche Behandlung nicht.

Kein Aids für alle

In Deutschland erkranken zurzeit mehr als 1.000 Menschen pro Jahr an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wussten. Mit der Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ will die Deutsche AIDS-Hilfe das ändern. Die Kondomaktion ist einer von zahlreichen maßgeschneiderten Bausteinen für spezielle Zielgruppen.
„Unser Ziel ist, dass in Deutschland bald kein Mensch mehr an Aids erkranken muss. Die medizinischen Möglichkeiten dazu bestehen schon lange“, betont Björn Beck. „Eine frühzeitige Diagnose ist der Schlüssel. Zugang zu Test und Therapie sind ein Menschenrecht.“

www.your-health.tips

www.kein-aids-fuer-alle.de

www.queerrefugeeswelcome.de (Website für geflüchtete LGBTIQ*)

HIV-Selbsttest wird Aids verhindern

Voraussichtlich ab Oktober werden in Deutschland HIV-Selbsttests frei verkäuflich sein. Dafür war eine Gesetzesänderung der Medizinprodukteabgabeverordnung notwendig. Am Freitag, den 21.9. hat der Bundesrat der Änderung zugestimmt.

Presseerklärung der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.:

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat sich lange für die Einführung des HIV-Selbsttests eingesetzt und begrüßt die Entscheidung von Bundesgesundheitsministerium und Bundesrat. Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:
„Der HIV-Selbsttest wird zahlreiche Aids-Erkrankungen und HIV-Infektionen verhindern. Die freie Verfügbarkeit senkt die Hemmschwelle und ermöglicht so mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine Behandlung. Unter Therapie ist HIV auch nicht mehr übertragbar.“
Der Selbsttest kann so dazu beitragen, ein dringendes Problem zu lösen: Rund 13.000 Menschen in Deutschland wissen nichts von ihrer HIV-Infektion. Etwa die Hälfte aller HIV-Diagnosen in Deutschland erfolgt erst nach Jahren und damit deutlich zu spät. Mehr als 1.000 Menschen erkranken jährlich an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie jahrelang nichts von ihrer HIV-Infektion wussten.
Diese Erkrankungen sind mit einer rechtzeitigen Diagnose vermeidbar. Menschen mit HIV haben heute eine fast normale Lebenserwartung und können leben wie alle anderen Menschen. Um den bestmöglichen Effekt zu erzielen, sollte eine HIV-Infektion so früh wie möglich behandelt werden.

Hemmschwelle senken
Manche Menschen scheuen jedoch den Gang in eine Arztpraxis oder Teststelle. Sie schämen sich zum Beispiel oder fürchten, für ihr sexuelles Verhalten verurteilt zu werden. Andere schieben den Test vor sich her.Der Selbsttest macht den entscheidenden Schritt leichter. Viele testen sich erstmals oder häufiger. Das zeigen Studien und Erfahrungen in anderen Ländern wie Frankreich und Australien.

Geeignete Produkte
Wer den Selbsttest machen möchte, sollte ausschließlich Produkte verwenden, die für die Anwendung durch Laien konzipiert und zugelassen sind und das CE-Zeichen tragen. Diese Produkte sind auf der Webseite der Deutschen AIDS-Hilfe gelistet.

Information und Beratung
Wichtig ist außerdem, sich vor dem Test gut zu informieren. So kann der Test erst drei Monate nach dem letzten Risiko eine HIV-Infektion ausschließen. Positive Ergebnisse müssen mit einem weiteren Test in der Arztpraxis bestätigt werden. Liegt eine HIV-Infektion vor, sollte man sich so schnell wie möglich an eine darauf spezialisierte Praxis wenden.
Die Deutsche AIDS-Hilfe hat alle nötigen Informationen zum Selbsttest – wie zu allen anderen Testverfahren – auf ihrer Webseite zusammengestellt.
Die Aidshilfen in Deutschland bieten zudem anonyme Beratung per Telefon, Mail und Chat an – sei es bei Fragen zu Infektionsrisiken, bei der Durchführung des Tests oder beim Umgang mit dem Ergebnis.
Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass Menschen mit einem positiven Testergebnis sich in der Regel rasch in medizinische Versorgung begeben und Rat suchen. Dramatische Überreaktionen wie Suizidversuche sind ausgeblieben.

Im Zweifel ein HIV-Test
„Die wichtigste Botschaft lautet: Im Zweifel ein HIV-Test. Der Test sorgt für Klarheit. Bei einem positiven Ergebnis hilft die Beratung der Aidshilfen und der schnelle Zugang zu einer Behandlung wird möglich.“ betont DAH-Vorstand Sylvia Urban. „Welcher Test am besten geeignet ist, kann jeder Mensch selbst entscheiden.“
Ein Test ist immer dann angebracht, wenn die Möglichkeit besteht, sich mit HIV infiziert zu haben. Schwulen Männern und anderen Menschen mit einem statistisch erhöhten HIV-Risiko rät die Deutsche AIDS-Hilfe zu einem jährlichen Routine-Check.

Selbsttest löst nicht alle Probleme
Der HIV-Selbsttest ist eine wichtige Ergänzung des vielfältigen Testangebots in Deutschland. Er wird aber das Problem der Spätdiagnosen nicht vollständig lösen können. DAH-Vorstand Sylvia Urban:
„Viele Menschen gehen nicht zum HIV-Test, weil sie Angst davor haben, abgestempelt zu werden, wenn der Test positiv ausfällt. Die wichtigste Maßnahme gegen Aids ist deswegen das Engagement gegen Ablehnung, Schuldzuweisungen und Diskriminierung. Wichtig ist auch die Botschaft, dass man mit HIV heute gut leben kann. Denn viele Menschen haben noch die Schreckensbilder alter Tage im Kopf und verdrängen das Thema deswegen.“
Hinzu kommt, dass viele Ärzt_innen im entscheidenden Moment nicht daran denken, einen HIV-Test anzubieten, weil HIV in ihrem Praxisalltag selten vorkommt oder das Gespräch über Sexualität ihnen schwerfällt.
Die Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ der Deutschen AIDS-Hilfe arbeitet auf vielfältigen Wegen daran, dass es in Deutschland bald keine Spätdiagnosen mehr gibt.

Weitere Informationen:

Informationen über den HIV-Selbsttest auf aidshilfe.de: https://www.aidshilfe.de/hiv-selbsttest

Hintergrundinformationen zum HIV-Selbsttest: https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/selbsttest_2018_-_hintergrundinformationen.pdf

„Kein Aids für alle – bis 2020!“ – Kampagne zur Vermeidung von Spätdiagnosen mit Geschichten von Aids-Erkrankungen, die vermeidbar gewesen wären: https://kein-aids-fuer-alle.de/

Broschüre für Haus_ärztinnen „HIV früh erkennen – Aids vermeiden“: https://www.aidshilfe.de/shop/hiv-fruh-erkennen-aids-vermeiden