Kondome werben für den HIV-Test

Innovative Aktion für geflüchtete Menschen soll Aidserkrankungen verhindern: Präservative weisen den Weg ins Gesundheitssystem

Mit Hilfe von 350.000 Kondomen informiert die Deutsche AIDS-Hilfe ab 26.9.18 geflüchtete Menschen und andere Migrant_innen über das Gesundheitssystem in Deutschland, HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen.
Die Aktion mit dem Titel „Your health“ soll insbesondere das Bewusstsein dafür fördern, dass ein HIV-Test sich lohnt, weil HIV heute bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelbar ist, Aids-Erkrankungen sind so vermeidbar. HIV ist zudem unter Therapie nicht mehr übertragbar. Die Initiative ist Teil der Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“.

Kondome verweisen auf Informationen

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Firmen Durex und Gilead können die Kondome kostenfrei an Unterkünfte für Geflüchtete und Organisationen für Migrant_innen abgegeben werden.
Ein Aufkleber auf der Umverpackung erklärt auf Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch den Sinn des Kondoms: „Dein Schutz hier und jetzt!“ Darunter steht der Hinweis auf die eigens gestaltete Info-Webseite your-health.tips: „Deine Informationen über Gesundheit in Deutschland“.
„Kondome werden gerne genommen, haben einen hohen Nutzwert und sind eine klare Botschaft für den Schutz vor HIV. Die von uns verteilten Kondome weisen außerdem den Weg zu Möglichkeiten, wie Geflüchtete Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen können“, erläutert Björn Beck vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) den Einsatz von Präservativen als Medium.

Fünfsprachige Webseite weist den Weg

Die Webseite your-health.tips ist das Herzstück der Aktion. Fünfsprachig erklärt sie das deutsche Gesundheitssystem. Sie informiert darüber, dass Geflüchtete ein Recht auf medizinische Versorgung haben und dass das Personal im Gesundheitswesen unter Schweigepflicht steht. Und sie gibt Informationen über Test- und Hilfsangebote. Erstellt wurde die Webseite mit finanzieller Unterstützung der Firma ViiV Healthcare.

Zugang zum Gesundheitswesen schaffen

Bisher fehlt es oft an solchen Informationen, so dass Geflüchtete im entscheidenden Moment keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung haben. „Your Health“ will diese Lücke schließen helfen. Die Aktion soll außerdem dazu ermutigen, sich auf HIV testen und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Denn oft schreckt die Angst vor Ausgrenzung und Anfeindungen Menschen davon ab.
„Wir möchten vermitteln: ,Wenn du HIV-positiv bist gibt es Hilfe für dich – ohne dass Menschen in deinem Umfeld davon erfahren. Wir unterstützen dich!‘“, erläutert DAH-Vorstand Björn Beck. „Das Ziel ist dabei eine frühzeitige Behandlung, um schwere Erkrankungen zu vermeiden. Die Therapie verhindert außerdem weitere HIV-Infektionen.“

Mehr Spätdiagnosen

Die Aktion wendet sich insbesondere an Migrant_innen aus Ländern, in denen HIV häufig vorkommt, vor allem aus dem südlichen Afrika und Russland, sowie an geflüchtete Männer und Trans*-Menschen, die Sex mit Männern haben.
13 Prozent der Aids-Erkrankungen in Deutschland, also des vermeidbaren Ausbruchs der Krankheit, entfallen auf Menschen aus dem südlichen Afrika. Die Diagnose erfolgt laut Robert-Koch-Institut bei Menschen aus dieser Region häufig später als bei anderen, so dass sie ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken.
Dringend notwendig ist hier auch eine anonyme Versorgung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung. Sie trauen sich aus berechtigter Angst vor Abschiebung oft weder zum HIV-Test noch in medizinische Behandlung oder erhalten die erforderliche Behandlung nicht.

Kein Aids für alle

In Deutschland erkranken zurzeit mehr als 1.000 Menschen pro Jahr an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wussten. Mit der Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ will die Deutsche AIDS-Hilfe das ändern. Die Kondomaktion ist einer von zahlreichen maßgeschneiderten Bausteinen für spezielle Zielgruppen.
„Unser Ziel ist, dass in Deutschland bald kein Mensch mehr an Aids erkranken muss. Die medizinischen Möglichkeiten dazu bestehen schon lange“, betont Björn Beck. „Eine frühzeitige Diagnose ist der Schlüssel. Zugang zu Test und Therapie sind ein Menschenrecht.“

www.your-health.tips

www.kein-aids-fuer-alle.de

www.queerrefugeeswelcome.de (Website für geflüchtete LGBTIQ*)

HIV-Selbsttest wird Aids verhindern

Voraussichtlich ab Oktober werden in Deutschland HIV-Selbsttests frei verkäuflich sein. Dafür war eine Gesetzesänderung der Medizinprodukteabgabeverordnung notwendig. Am Freitag, den 21.9. hat der Bundesrat der Änderung zugestimmt.

Presseerklärung der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.:

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat sich lange für die Einführung des HIV-Selbsttests eingesetzt und begrüßt die Entscheidung von Bundesgesundheitsministerium und Bundesrat. Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:
„Der HIV-Selbsttest wird zahlreiche Aids-Erkrankungen und HIV-Infektionen verhindern. Die freie Verfügbarkeit senkt die Hemmschwelle und ermöglicht so mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine Behandlung. Unter Therapie ist HIV auch nicht mehr übertragbar.“
Der Selbsttest kann so dazu beitragen, ein dringendes Problem zu lösen: Rund 13.000 Menschen in Deutschland wissen nichts von ihrer HIV-Infektion. Etwa die Hälfte aller HIV-Diagnosen in Deutschland erfolgt erst nach Jahren und damit deutlich zu spät. Mehr als 1.000 Menschen erkranken jährlich an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie jahrelang nichts von ihrer HIV-Infektion wussten.
Diese Erkrankungen sind mit einer rechtzeitigen Diagnose vermeidbar. Menschen mit HIV haben heute eine fast normale Lebenserwartung und können leben wie alle anderen Menschen. Um den bestmöglichen Effekt zu erzielen, sollte eine HIV-Infektion so früh wie möglich behandelt werden.

Hemmschwelle senken
Manche Menschen scheuen jedoch den Gang in eine Arztpraxis oder Teststelle. Sie schämen sich zum Beispiel oder fürchten, für ihr sexuelles Verhalten verurteilt zu werden. Andere schieben den Test vor sich her.Der Selbsttest macht den entscheidenden Schritt leichter. Viele testen sich erstmals oder häufiger. Das zeigen Studien und Erfahrungen in anderen Ländern wie Frankreich und Australien.

Geeignete Produkte
Wer den Selbsttest machen möchte, sollte ausschließlich Produkte verwenden, die für die Anwendung durch Laien konzipiert und zugelassen sind und das CE-Zeichen tragen. Diese Produkte sind auf der Webseite der Deutschen AIDS-Hilfe gelistet.

Information und Beratung
Wichtig ist außerdem, sich vor dem Test gut zu informieren. So kann der Test erst drei Monate nach dem letzten Risiko eine HIV-Infektion ausschließen. Positive Ergebnisse müssen mit einem weiteren Test in der Arztpraxis bestätigt werden. Liegt eine HIV-Infektion vor, sollte man sich so schnell wie möglich an eine darauf spezialisierte Praxis wenden.
Die Deutsche AIDS-Hilfe hat alle nötigen Informationen zum Selbsttest – wie zu allen anderen Testverfahren – auf ihrer Webseite zusammengestellt.
Die Aidshilfen in Deutschland bieten zudem anonyme Beratung per Telefon, Mail und Chat an – sei es bei Fragen zu Infektionsrisiken, bei der Durchführung des Tests oder beim Umgang mit dem Ergebnis.
Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass Menschen mit einem positiven Testergebnis sich in der Regel rasch in medizinische Versorgung begeben und Rat suchen. Dramatische Überreaktionen wie Suizidversuche sind ausgeblieben.

Im Zweifel ein HIV-Test
„Die wichtigste Botschaft lautet: Im Zweifel ein HIV-Test. Der Test sorgt für Klarheit. Bei einem positiven Ergebnis hilft die Beratung der Aidshilfen und der schnelle Zugang zu einer Behandlung wird möglich.“ betont DAH-Vorstand Sylvia Urban. „Welcher Test am besten geeignet ist, kann jeder Mensch selbst entscheiden.“
Ein Test ist immer dann angebracht, wenn die Möglichkeit besteht, sich mit HIV infiziert zu haben. Schwulen Männern und anderen Menschen mit einem statistisch erhöhten HIV-Risiko rät die Deutsche AIDS-Hilfe zu einem jährlichen Routine-Check.

Selbsttest löst nicht alle Probleme
Der HIV-Selbsttest ist eine wichtige Ergänzung des vielfältigen Testangebots in Deutschland. Er wird aber das Problem der Spätdiagnosen nicht vollständig lösen können. DAH-Vorstand Sylvia Urban:
„Viele Menschen gehen nicht zum HIV-Test, weil sie Angst davor haben, abgestempelt zu werden, wenn der Test positiv ausfällt. Die wichtigste Maßnahme gegen Aids ist deswegen das Engagement gegen Ablehnung, Schuldzuweisungen und Diskriminierung. Wichtig ist auch die Botschaft, dass man mit HIV heute gut leben kann. Denn viele Menschen haben noch die Schreckensbilder alter Tage im Kopf und verdrängen das Thema deswegen.“
Hinzu kommt, dass viele Ärzt_innen im entscheidenden Moment nicht daran denken, einen HIV-Test anzubieten, weil HIV in ihrem Praxisalltag selten vorkommt oder das Gespräch über Sexualität ihnen schwerfällt.
Die Kampagne „Kein Aids für alle – bis 2020!“ der Deutschen AIDS-Hilfe arbeitet auf vielfältigen Wegen daran, dass es in Deutschland bald keine Spätdiagnosen mehr gibt.

Weitere Informationen:

Informationen über den HIV-Selbsttest auf aidshilfe.de: https://www.aidshilfe.de/hiv-selbsttest

Hintergrundinformationen zum HIV-Selbsttest: https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/selbsttest_2018_-_hintergrundinformationen.pdf

„Kein Aids für alle – bis 2020!“ – Kampagne zur Vermeidung von Spätdiagnosen mit Geschichten von Aids-Erkrankungen, die vermeidbar gewesen wären: https://kein-aids-fuer-alle.de/

Broschüre für Haus_ärztinnen „HIV früh erkennen – Aids vermeiden“: https://www.aidshilfe.de/shop/hiv-fruh-erkennen-aids-vermeiden

 

 

 

HIV im Fokus 2018

HIV im Fokus, Berlin

Am Samstag, 01. September 2018, 9-18 Uhr

Berliner Rathaus, Rathausstr. 15, 10178 Berlin

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Der internationale Fachkongress HIV IM FOKUS fand 2012 zum ersten Mal statt und wird alle zwei Jahre veranstaltet. Im Gegensatz zum thematisch breit angelegten HIV im Dialog beleuchtet HIV IM FOKUS ein zentrales Thema.

Unter dem Titel: AIDS BEENDEN. GEMEINSAM.

FAST-TRACK CITY BERLIN

  • Integrativer Checkpoint
  • Präventionslücken schließen/No one left behind
  • Diskriminierung/Stigma

wird der diesjährige Kongress stattfinden.

Es geht es um drei wichtige Schwerpunkte im Rahmen des weltweiten Projektes „Fast-Track Cities Initiative To End Aids“.  Denn Berlin hat sich 2016 – als bislang einzige Stadt in Deutschland – der weltweiten Initiative angeschlossen, die bis zum Jahr 2030 die Aids-Epidemie in Städten beenden will.

Insgesamt hat das „Fast-Track Cities“-Programm vier große Ziele, die bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollen: 90 Prozent der Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion, 90 Prozent erhalten eine Therapie, bei 90 Prozent davon ist HIV nicht mehr nachweisbar. Ein weiteres Ziel: Null Diskriminierung von Menschen mit HIV.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:  www.hiv-im-fokus.de

PrEP aktuell

HIV-PrEP

PrEP (auch HIV-PrEP) ist die Abkürzung für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Die Wirksamkeit der PrEP mit dem HIV-Medikament Truvada® ist bei schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko nachgewiesen. Bei ihnen schützt die so gut wie Kondome vor HIV. In sehr seltenen Fällen kann es aber trotztdem zu einer Ansteckung kommen. Außerdem schützt die HIV-PrEP nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Das HIV-Medikament Truvada® gilt als gut verträglich. Eine seltene, aber schwerwiegende Langzeitnebenwirkung ist eine Schädigung der Nieren. Wichtig ist, sich vor der PrEP und danach alle drei Monate auf HIV und Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Ferner müssen die Nierenwerte regelmäßig kontrolliert werden. Truvada® ist bereits in mehreren Ländern für die HIV-PrEP zugelassen, die europäische Zulassung erfolgte im August 2016. In Deutschland ist sie seit Oktober 2016 verschreibungsfähig. Derzeit wird sie aber nicht von den Krankenkassen finanziert.

Seit Oktober 2017 gibt es die Möglichkeit, die PrEP für rund 50 Euro pro 28 Tabletten in ausgewählten Apotheken in ausgewählten deutschen Städten zu bekommen (weitere Infos).

Zudem kann man sich die PrEP auch ohne Verblisterung ärztlich verschreiben lassen, ebenfalls auf Privatrezept. Die Kosten liegen hier je nach Herstellerfirma zwischen 70 und 800 Euro für eine Monatspackung. Diese Medikamente sind über jede Apotheke in Deutschland zu bekommen.

Eine PrEP dürfen nur Ärzt_innen verschreiben, die zuvor das Schulungsmaterial vom jeweiligen Hersteller der PrEP-Pillen bekommen haben. An weiteren Medikamenten und Darreichungsformen wird derzeit geforscht.

Umfassende Informationen bietet auch die Webseite prepjetzt.de.

Safer Sex 3.0

 

 

 

 

Relaunch der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU der Deutschen AIDS-Hilfe.

Unter dem Schlagwort „Safer Sex 3.0“ macht die Kampagne aktuelle Entwicklungen in der HIV-Prävention verständlich. Mittlerweile gibt es nämlich drei Methoden, sich vor HIV zu schützen: Kondome, die HIV-Prophylaxe PrEP und Schutz durch Therapie (die Medikamente eines HIV-positiven Partners verhindern die Übertragung).
Weitere Themen der Seite sind unter anderem der HIV-Test, Drogenkonsum und das Leben mit HIV. Interaktive Tools weisen mit wenigen Klicks den Weg zur nächsten Test- oder Beratungsstelle. Ein Kalender verweist auf die rund 200 Veranstaltungen, auf denen IWWIT jährlich präsent ist.

10 Jahre IWWIT

ICH WEISS WAS ICH TU feiert in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen. Auf iwwit.de haben sich im Jahr 2017 eine halbe Million Nutzer über HIV, Geschlechtskrankheiten und Sexualität informiert. Die Kampagne wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gefördert.

weitere Informationen: https://www.iwwit.de/

 

Neues Internetportal gegen HIV-Diskriminierung

Menschen mit HIV erleben auch heute noch Diskriminierung, etwa im Beruf oder im Gesundheitswesen. Das Portal hiv-diskriminierung.de bietet ihnen nun Informationen und Unterstützung, um sich zu wehren.

Die Seite informiert über Diskriminierung im juristischen Sinn, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und den Datenschutz und bietet Adressen von Ansprechpartner_innen, die beim Vorgehen gegen Diskriminierung beraten und unterstützen.

Meldestelle für HIV-Diskriminierung

Zugleich dient das Portal als Meldestelle für selbst oder von anderen erlebte Diskriminierung. Unter www.hiv-diskriminierung.de/diskriminierung-melden findet sich dazu ein Fragebogen, in dem man auch angeben kann, wenn man Beratung wünscht. Die Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) setzt sich dann mit der meldenden Person in Verbindung.

„Informationen über Diskriminierungsfälle sind wichtig für uns“, erklärt Sven Warminsky vom Vorstand der DAH. „Nur wenn wir wissen, wie oft, in welcher Form und durch welche Institutionen Menschen mit HIV diskriminiert werden, können wir strukturelle Veränderungen einleiten – damit Diskriminierung künftig nicht mehr geschieht.“

Infos, Materialien und Links zum Thema HIV und Diskriminierung

Darüber hinaus bietet hiv-diskriminierung.de weiterführende Materialien zum Herunterladen, Links und Hinweise zu Schulungen und Veranstaltungen der Deutschen AIDS-Hilfe zu diesem Thema und Infos für Beratende.

Dass es sich bei Diskriminierung aufgrund der HIV-Infektion keineswegs um Einzelfälle handelt, zeigte bereits die 2011/12 durchgeführte bundesweite Befragung „positive stimmen“, mit der erstmals Zahlen zur Stigmatisierung von Menschen mit HIV ermittelt wurden.

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat darauf unter anderem mit der Einrichtung der „Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung“ reagiert. Auch in immer mehr Aidshilfen vor Ort gibt es ausgewiesene Ansprechpersonen für Ratsuchende in Diskriminierungsfällen.

Portal hiv-diskriminierung.de: https://hiv-diskriminierung.de/

Neuer Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte

Im Rahmen der Kampagne „KEIN AIDS FÜR ALLE! Bis 2020“ hat die Deutsche AIDS-Hilfe eine neue Broschüre „HIV früh erkennen – Aids vermeiden“ zur frühzeitigen Erkennung von HIV-Infektionen für Hausärzt_innen herausgegeben. Sie beinhaltet Informationen zu Ursachen für Spätdiagnosen, Erkennen von Indikatorerkrankungen, Tipps zur Gesprächsführung rund um Sexualität und sexuell übertragbare Infektionen, Hinweise auf Testverfahren und Abrechnungsmöglichkeiten und zum Vorgehen bei positivem Testergebnis.

UNAIDS hat das Ziel ausgerufen, bis 2030 die Aids-Epidemie weltweit zu beenden. In Deutschland kann man früher erreichen, dass kein Mensch mehr an Aids erkranken muss. Die Hausärzt_innen nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Oft sind sie die erste Alaufstelle für Routinechecks wie auch bei Beschwerden und Symptomen. Damit leisten Hausärzte einen entscheidenden Beitrag zu einer frühen HIV-Diagnose.  Ein HIV-Test im richtigen Moment kann Leben retten und die Gesundheit erhalten.

Im April 2018 wurde diese Broschüre bundesweit an Hausarztpraxen verteilt.

Hier kann die Broschüre bestellt werden: Deutsche AIDS-Hilfe e.V., Bestellnummer: 025011, versand@dah.aidshilfe.de

10 Jahre EKAF – Schutz durch Therapie

HIV kann unter einer wirksamen antiretroviralen Therapie auch beim Sex nicht übertragen werden. Am 30. Januar 2008 wurde dieser Fakt erstmals im sogenannten EKAF-Papier veröffentlicht, international als Swiss Statement bekannt. Das Papier hat einen Meilenstein in der modernen HIV-Prävention gesetzt. Denn seitdem gilt: Schutz durch Therapie wirkt.

In der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlichte 2008 eine Forschergruppe um den Wissenschaftler Pietro Vernazza, dass HIV unter erfolgreicher Therapie nicht mehr übertragen wird. Seitdem hat sich dafür der Begriff Schutz durch Therapie etabliert (englisch Treatment As Prevention).

Schutz durch Therapie führte zu einer Erweiterung der Safer Sex Botschaften: Das Kondom ist heute nicht mehr das einzige wirksame Mittel zur Verhinderung einer HIV-Infektion.

Nicht zu unterschätzen ist gleichzeitig auch die Bedeutung von Schutz durch Therapie im Kampf gegen Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen und für Anti-Diskriminierung. Wer einmal begriffen hat, dass selbst beim kondomlosen Sex mit HIV-positiven Menschen unter einer wirksamen Therapie das Virus nicht mehr übertragen werden kann, verliert (hoffentlich) auch mögliche Vorbehalte ihnen gegenüber.

Doch bis heute wissen viele Menschen nicht um die Schutzwirkung der HIV-Therapie. Laut einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist lediglich 10 Prozent der deutschen Bevölkerung dieser Sachverhalt bekannt.

Studienlage

Mittlerweile haben Studien die Schutzwirkung der antiretroviralen HIV-Therapie belegt. Der Meilenstein war dabei die Studie HPTN 052, vom Wissenschaftsmagazin Science zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres 2011 erklärt. Sie zeigte wissenschaftlich zweifelsfrei, dass die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Übertragung beim Sex ohne Kondom (sie liegt normalerweise statistisch bei rund einem Prozent) durch eine gut funktionierende Therapie mit HIV-Medikamenten um mindestens 96 Prozent gesenkt wird. Die Therapie schützt damit genauso effektiv wie Kondome.

Bestätigt wurde HPTN 052 durch die 2016 veröffentlichte PARTNER-Studie. An ihr nahmen 548 heterosexuelle und 340 schwule Paare teil, bei denen jeweils ein_e Partner_in HIV-negativ und eine_r Partner_in HIV-positiv und wirksam therapiert war. Im Studienzeitraum hatten die Paare insgesamt 58.000 Mal Sex ohne Kondom (Vaginal- und Analverkehr). Trotzdem kam es zu keiner HIV-Übertragung.

Mit der „Opposites-Attract“-Studie liegt seit 2017 ein weiterer wissenschaftlicher Beleg vor. Dieser zeigt, dass die Schutzwirkung auch für Analverkehr unter schwulen Männern gilt: An der Studie nahmen insgesamt 343 schwule Paare aus Australien, Bangkok und Rio de Janeiro teil. Auch hier war jeweils ein Partner HIV-negativ, ein Partner HIV-positiv und wirksam therapiert. Im Studienzeitraum hatten die Paare fast 17.000 Mal Analverkehr ohne Kondom. Trotzdem gab es innerhalb der schwulen Paare keine HIV-Übertragungen.

 

Quelle: Deutsche AIDS-Hilfe e.V. veröffentlicht am 28.01.2018

 

 

 

 

 

Printmedien für Brandenburger Ärzte

In Deutschland leben rund 13.000 Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. In Brandenburg geht man von ca. 280 Personen aus. Menschen gehen häufig zu spät zum Test bzw. erkennen erst durch eine schwere  Immunschädigung, dass sie HIV-infiziert sind.

Die für die Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten entwickelten Printmedien, die 2015/16 mit Hilfe der KV Brandenburg landesweit an alle niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen verteilt wurden, wurden 2017 aktualisiert.

Dazu gehören ein Poster für das Wartezimmer, eine Postkarte mit HIV/STI Testorten zum Mitnehmen und ein Informationsflyer, der die Ärzteschaft über wichtige Anhaltspunkte bezüglich der HIV-Infektion sensibilisiert und möglicherweise einen HIV-Test zur Folge hat.

Ziele dieser Kampagne sind, die Normalisierung des HIV-Testes und anderer sexuell übertragbaren Infektionen zu fördern, Hilfe zu leisten bei der Überwindung von Ängsten bei Infektionsrisiken, Vertrauen zu schaffen und über die Vielfalt der Testmöglichkeiten zu informieren. Bei der rechtzeitigen HIV-Diagnose spielen die Brandenburger Ärzte und Ärztinnen eine wichtige Rolle. Die Printmedien wurden anlässlich der europäischen HIV-/Hepatitis Testwoche durch die KVBB an 4900 Ärzte verteilt.

Postkarte „Da war doch noch was“

Plakat „Da war doch noch was“

Flyer „Ihr Wissen als Arzt zählt“

Diese Materialien können über das Bestellformular angefordert werden:

Bestellformular_Printmedien

 

WHO – Späte HIV-Diagnosen

WHO: Jede zweite HIV-Infektion in Europa wird erst spät diagnostiziert

In Europa ist die Zahl der HIV-Neudiagnosen erneut gestiegen. 2016 wurden in der WHO-Europaregion über 160.000 HIV-Infektionen festgestellt, davon rund 29.000 in den Ländern der Europäischen Union (EU) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR).

Dies geht aus einem veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC hervor.

Demnach ist Europa weltweit die einzige Region der WHO, in der die Zahl der HIV-Neuinfektionen weiter ansteigt. 2016 entfielen fast 80 % der 160.000 HIV-Neudiagnosen auf den östlichen Teil; die höchste Rate wurde in Russland verzeichnet (mit rund 70 Diagnosen pro 100.000 Einwohner_innen).

„Das ist die bisher höchste registrierte Zahl von neuen Fällen innerhalb eines Jahres“, erklärte Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Setzt sich dieser Trend fort, werden wir das Ziel, die HIV-Epidemie bis 2030 zu beenden, nicht erfüllen können“, warnte sie.

Viele Spätdiagnosen

Ein Grund für diese Entwicklung ist laut dem Bericht auch, dass über die Hälfte (51 %) der gemeldeten HIV-Diagnosen in Europa erst in einem späten Stadium gestellt wird. Im Schnitt vergehen drei Jahre zwischen Infektion und Diagnose. Dabei steigt der Anteil der Spätdiagnosen mit der Altersgruppe: 65 % der über 50-jährigen HIV-Positiven in der WHO-Europaregion wurden 2016 erst diagnostiziert, als die Infektion schon weit fortgeschritten war.

„Die späte Testung, insbesondere von Personen mit einem höheren Infektionsrisiko, führt zu einer späten Behandlung und trägt weiter zu einer anhaltenden Ausbreitung von HIV bei“, erklärt Jakab in einer Pressemitteilung. Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember appelliert sie an alle Länder der Region, jetzt entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, um in Europa eine Trendwende bei der HIV-Epidemie herbeizuführen.

Dazu gehörte unter anderem Aufklärung und Sensibilisierung, die Förderung von Schutzmaßnahmen beim Sex wie Kondome und die HIV-Prophylaxe PrEP sowie die Förderung der Substitutionstherapie und von Spritzentauschprogrammen für Drogengebraucher_innen. Zudem seien wirksame Beratungs- und Testangebote wichtig, dazu gehörten auch Schnelltests und Community-basierte Angebote sowie HIV-Selbsttests. Darüber hinaus müsse ein schneller Zugang zu hochwertiger Behandlung und Versorgung sichergestellt werden.

(ascho/Christina Laußmann)

Quelle/weitere Informationen:

Pressemitteilung der Weltgesundheitsorganisation Bericht von WHO und ECDC