HIV im Fokus am 08.10.2016 im Berliner Rathaus

Am 08.10.2016 findet der Fachtag „HIV im Fokus“ im Berliner Rathaus statt. Dieses Jahr ist die Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids als Kooperationspartner dabei.

Das Thema: Neue Prävention – GIB PrEP EINE CHANCE

Wichtige Veranstaltungshinweise finden Sie hier:  HIV-IM-FOKUS_Infoletter_2016 HIV-IM-FOKUS_2016_PROGRAMM.

Die ambitionierte „90-90-90“ Kampagne der UNAIDS hat zum Ziel „AIDS zu beenden“. Wirtschaftlich starke und schwächere Länder werden zu einem neuen internationalen Aufbruch gerufen. Alle zurzeit verfügbaren Möglichkeiten sollen intensiver genutzt werden, um Neuinfektionen mit HIV zu verhindern. Die gesamte Prävention soll erneut gestärkt werden. HIV-Testung, Therapie und Verringerung der Viruslast sollen bei 90% der Betroffenen wirksam werden.

Neben Safer Sex und Safer Use ist der Schutz durch Therapie bereits seit mehr als 5 Jahren wissenschaftlich belegt. Es kann (hochwahrscheinlich) keine HIV-Übertragung bei einem Sexualkontakt stattfindet, wenn bei dem HIV-positiven Partner das HI-Virus im Blut nicht mehr nachgewiesen werden kann durch die regelmäßige Einnahme der ART (Medikamente gegen HIV).

Darüber hinaus erwarten wir im August 2016 die Zulassung von Truvada®, der „Pille zum Schutz vor HIV“ durch die europäische Arzneimittelagentur. Spätestens dann können in Europa auch HIV-negative Menschen die Möglichkeiten der medikamentösen Prävention nutzen. Insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben ist die Einnahme eines antiretroviralen Medikaments zum Schutz vor einer HIV-Übertragung als wirksam belegt und führte bereits 2012 zur Zulassung in den USA. In diversen nationalen Leitlinien wird der Nutzen der PrEP – zusammen mit den bisherigen Präventionsansätzen – für Menschen mit besonders hohem Infektionsrisiko anerkannt (z.B. in Australien, Frankreich, Israel, Südafrika, USA). Der ökonomische Nutzen der PrEP konnte in Hochprävalenzsituationen ebenfalls bereits belegt werden. Durch die Veröffentlichung der Studienergebnisse aus Frankreich und Großbritannien (PROUD und IPERGAY 2015) definierte sich hinreichend die Zielgruppen für
die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Trotzdem wird in Deutschland weiterhin um die Einführung der PrEP als Präventionsmaßnahme gerungen.

HIV IM FOKUS will am 8.10.2016 über den Stand der medikamentösen Prävention informieren.
Eingeladen sind Interessierte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Präventionsstellen, Pflegende und Ärzteschaft. International besetzte Podien, Vorträge und Arbeitsgruppen sollen an diesem Tag ein Forum für neue Ergebnisse, Ideen und Anregungen bieten.
Leistet Deutschland genug, um das Ziel von UNAIDS zu erreichen?
Wie lässt sich die PrEP in das bestehende Portfolio der Prävention integrieren?
Wie können wir dazu beitragen, die medikamentöse Prävention in Deutschland schneller zu ermöglichen?
Wir sind der Überzeugung, dass die PrEP ein unverzichtbarer Bestandteil in der heutigen Prävention ist. Mit der PrEP erreichen wir gerade diejenigen, die durch die bisherigen Mittel der Prävention nicht angesprochen werden (und gleichzeitig einem hohen Risiko ausgesetzt sind.) Die Herauszögerung der medikamentösen Prävention führt zu vermeidbaren HIV-Neuinfektionen. Es liegt deshalb in der gemeinsamen Verantwortung von Politik und gesetzlichen und privaten Krankenkassen die neuen Wege der medikamentösen Prävention endlich zu beschreiten. Es ist angemessen, dass die HIV-Prävention oberste Priorität hat und im Fokus steht.
Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Einsatz aller derzeit zur Verfügung stehenden präventiven Möglichkeiten das Ziel der UNAIDS „AIDS zu beenden“ bis 2030 erreicht werden kann!

Gesundheit ist ein Menschenrecht! Wir fördern eine bessere Versorgung von Menschen ohne Papiere!

image_largewhoAm Donnerstag 10.12.2015 wurde der Fachtag „Gesundheit ist kein Luxus“ von der DAH und der Initiative HIV & Migration organisiert.

Menschen, die ohne Aufenthaltspapiere in Deutschland leben, müssen dringend Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Auch EU-Bürgern ohne Krankenversicherung muss der Weg zur Gesundheitsversorgung geebnet werden.

Bei einer Tagung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Bundesinitiative HIV und Migration unter dem Titel „Gesundheit ist kein Luxus!“ erörtern heute in Berlin 120 Fachleute aus mehreren Ländern, wie der Zugang zu medizinischer Behandlung in Deutschland für diese Gruppen sichergestellt werden könnte. Die Weichen muss jedoch die Bundesregierung stellen.

Gesundheit ist ein Menschenrecht

Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe: „Ein Versorgungsmodell für Menschen ohne Papiere oder Versicherung ist überfällig. Ein Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung ist ethisch, epidemiologisch und ökonomisch geboten. Die Politik steht in der Pflicht, die Praktiker im Gesundheitswesen mit diesem Problem nicht länger allein zu lassen. Gesundheit ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht!“

Der Ausschluss von medizinischer Behandlung führt nicht selten zu vermeidbaren schweren Erkrankungen wie Aids – teilweise mit tödlichen Folgen. Er trägt zugleich zur Verbreitung von Infektionen wie HIV bei.

„Hier untätig zu bleiben, widerspricht aller Vernunft und Menschlichkeit“, sagt Sylvia Urban.

Die Organisation Ärzte der Welt erklärt: „Die Tatsache, dass Nicht-Regierungsorganisationen versuchen müssen, die Versorgungsdefizite über die Einrichtung von Ambulanzen und Praxen zu schließen, ist weder gesundheitsökonomisch noch menschenrechtlich vertretbar. Die Bundesregierung hat die Pflicht sicherzustellen, dass alle Menschen in Deutschland Zugang zur Gesundheitsversorgung gemäß der UN-Menschrechtscharta erhalten.“

Bisher sind viele Menschen ohne Papiere oder Versicherung auf die besondere Unterstützung von Ärzten und Hilfsorganisationen angewiesen. Länder wie England und Spanien zeigen mit ihren Versorgungsmodellen längst, dass es auch anders geht.

Angst vor Abschiebung verhindert Behandlung

Menschen ohne Papiere haben in Deutschland zwar formal Anspruch auf eine eingeschränkte medizinische Behandlung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Viele begeben sich jedoch aus Angst vor Abschiebung nicht in Behandlung. Denn wer zum Arzt oder in die Notaufnahme geht, zeigt sich quasi selbst an.

Behandelnde Einrichtungen müssen sich zur Kostenerstattung an das Sozialamt wenden, das gemäß Aufenthaltsgesetz zur Weiterleitung der Daten an die Ausländerbehörde verpflichtet ist. (Eine nicht verbindliche Ausnahmeregelung gibt es lediglich für Notfallbehandlungen.) Geltendes Recht verhindert eine wirkungsvolle Behandlung kranker Menschen.

Auch EU-Bürger von Versorgung ausgeschlossen

Zugangshindernisse bestehen auch für manche EU-Bürger in prekären Lebenssituationen, zum Beispiel aus osteuropäischen Ländern wie Bulgarien und Rumänien. Eine reguläre Krankenversicherung ist für sie oft unerreichbar, teilweise greifen im Heimatland bestehende Versicherungen nur im Notfall oder können nicht nachgewiesen werden.

Frühe reguläre Versorgung ist effektiver und billiger

Oft landen Menschen aufgrund dieser Zugangsvoraussetzungen am Ende mit weit fortgeschrittenen Krankheiten und irreparablen Gesundheitsschäden in der Notaufnahme, manche sind nicht mehr zu retten. Die Behandlung ist dann in der Regel aufwändig und teuer.

Zugleich zeigen Studien, dass die Aufnahme aller Migranten in die reguläre Versorgung wirtschaftlich günstiger ist als aufwändige Parallelsysteme mit weniger Leistungen.

Die Bundesinitiative HIV und Gesundheit fordert daher:

  • Zugang aller in Deutschland lebenden Menschen zur Regelversorgung, wie sie durch die gesetzliche Krankenversicherung zur Verfügung steht
  • Ein erster unverzichtbarer Schritt: Die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen darf nicht länger zur Weitergabe der persönlichen Daten an die Ausländerbehörde führen.
  • Eine kontinuierliche Gesundheitsversorgung auch für Menschen, die ihre Identität aus persönlichen Gründen nicht preisgeben können oder wollen
  • Eine frühzeitige Therapie der HIV-Infektion gemäß den Empfehlungen der Welt-Gesundheitsorganisation – sie verbessert den Gesundheitszustand erheblich und beugt einer Übertragung von HIV vor.

Zum Netzwerk „HIV und Migration“ gehören:

  • Deutsche AIDS-Hilfe
  • Ärzte der Welt
  • AIDS Action Europe
  • Verband für Interkulturelle Arbeit (VIA), Berlin
  • Medizinische Praktiker_innen aus HIV-Praxen und Kliniken
  • Gesundheitszentren
  • lokale Aidshilfen
  • Projekten für Sexarbeiter_innen und drogengebrauchende Menschen
  • weitere politische Initiativen

HIV im Dialog: (K)ein Teil vom Ganzen – Berliner Rathaus – 18./19.09.2015

Die Diskussion über den Schutz vor einer HIV-Infektion und die Versorgung von Menschen mit HIV ist in den letzten Jahren komplexer geworden.

Neue Studien konnten zeigen, dass die vorbeugende Einnahme von HIV-Medikamenten – die sogenannte Präexpositions-Prophylaxe (PrEP)- effektiv vorr einer HIV-Infektion schützen kann. Damit haben sich die Möglichkeiten der Schutzmaßnahmen deutlich erweitert. HIV im Dialog will der Frage nachgehen, wie die PrEP in die tägliche Praxis umsetzbar ist.

Gleichzeitig steigt in unserem hochentwickelten Gesundheitssystem die Zahl HIV-positiver Menschen, die keinerlei Behandlung erhalten, sich keine Pflege leisten können oder keinerlei Teilhabe am medizinischen Fortschritt haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand zu uns geflohen ist, wegen Armut seine Krankenkasse beiträge nicht mehr bezahlen konnte oder psychisch und sozial den Anforderungen unserer Gesellschaft nicht mehr gewachsen ist.

 

Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht! Das muss aus individueller, epidemiologischer und auch ökonomischer perspektive gewährleistet sein. Wie setzten wir dieses Recht durch?

Beide auf den ersten Blick so unterschiedlichen Themenkomplexe werden bei HIV im Dialog 2015 im Zentrum der Diskussion stehen. Ziel ist es, eine Generation ohne HIV in naher Zukunft. Menschen mit HIV sollen nicht mehr an Aids erkranken müssen. Dafür brauchen wir eine zeitgemäße Prävention und eine selbstverständliche Grundversorgung für alle HIV-positiven Menschen. Die Diskussion darüber gehört zusammen und ist ein TEIL VOM GANZEN.

Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie auf der Webseite der Veranstaltung.