23. Fachtag „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“, am 13. November 2024

Anlässlich des Welt Aids-Tages lädt die Initiative Brandenburg für sexuelle Gesundheit und Bildung zum 23. Fachtag: „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“ ein. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass zurzeit in Deutschland mehr als 93.000 Menschen, mit dem HI-Virus leben. Erneut zeigt die Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“ zum Welt-Aids-Tag: Menschen mit HIV können heute leben wie alle anderen. Und würden das gern. Aber Unwissenheit und Vorurteile ihrer Umgebung machen ihnen das Leben oft unnötig schwer.

Auch in Brandenburg müssen Menschen nach wie vor Diskriminierung erleben. Mit der Vision: „Gemeinsam für Aufklärung und Prävention – Wissen statt Vorurteile und Ängste“, hat die Initiative Brandenburg für sexuelle Gesundheit und Bildung (IBSGB) anlässlich der Landtagswahl, ein Landeskonzept für eine zukünftige HIV- und STI-Prävention entwickelt. Wir sind der Überzeugung, dass Aufklärung zu HIV und sexueller Gesundheit mit Antidiskriminierungsarbeit verknüpft werden muss. Das Landeskonzept möchten wir Ihnen während des Fachtages vorstellen.

Veranstaltungsprogramm: Einladung 23. Fachtag 2024_final

Anmeldeformular: 13.11.2024_Formular_Anmeldung

Runde 7 der Brandenburger „Jeans Box“

Pünktlich zum Schulstart hat die Übergabe der Jeans Box an 15.100 Schüler*innen des Landes Brandenburg begonnen.

Die „Brandenburger Jeans-Box“ ist ein Angebot für jungen Menschen der weiterführenden Schulen, der Klassenstufe 10. In keinem anderen Bundesland gibt es dieses Präventionsprojekt. Was steckt in der Brandenburger Jeans Box? Das sind: Adressen und Ansprechpersonen zu wohnortnahen Beratungsangeboten, ein Kondom und Infobroschüren. Die erfolgreiche Kooperation von der Initiative Brandenburg für sexuelle Gesundheit und Bildung, der Innungskrankenkasse Brandenburg und Berlin (IKK BB) und den Gesundheitsämtern des Landes BB ermöglichte es erneut, dass mehr als 15.100 Schüler*innen bis zu den Winterferien eine Jeans Box erhalten. In den Brandenburger Gesundheitsämtern wird jedes Jahr zum Schulstart die Feststellung zur Berufstauglichkeit durchgeführt. Durch dieses Verfahren können so viele Schüler*innen erreicht werden.
Mit dem Infopaket erhalten die Schüler*innen Infos zu: Verhütungsmitteln, der Verhütung von Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Infektionen, Anlaufstellen für Beratung, Testung und Informationen zu den Fragen, die in der Sexualität eine Rolle spielen können. Durch die Jeans Box erfährt der*die Schüler*in, wo im jeweiligen Landkreis bzw. der kreisfreien Stadt Beratung und Hilfe zu finden sind. Ebenfalls werden wichtige kostenlos bundesweite Telefon- und Onlineangebote, wie zum Beispiel dem Jugendhilfetelefon, bekannt gemacht.
Die Box möchte einladen zu stöbern, zu entdecken – falls es Fragen gibt –  gegebenenfalls Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Logo Initiative Brandenburg - für sexuelle Gesundheit und Bildung

Initiative Brandenburg – Einladung zur Gesprächsrunde am 4. September 2024

Einladung zur Gesprächsrunde     

Die Initiative Brandenburg für sexuelle Gesundheit und Bildung (folgend Initiative Brandenburg)
lädt zur Gesprächsrunde mit zukünftigen Brandenburger Politiker*innen ein.

Anlässlich des Welttages für sexuelle Gesundheit möchte die Initiative Brandenburg, die Vision:

„Gemeinsam für Aufklärung und Prävention – Wissen, statt Vorurteile und Ängste“ und deren inhaltliche Schwerpunkte, vorstellen.

Datum: Mittwoch, 4. September 2024
Zeit: 12:00 – 13:00 Uhr
Ort: Potsdam Museum, Veranstaltungssaal, Am Alten Markt 9, 14467 Potsdam

Die Vision möchte einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die 95-95-95-0-Ziele von UNAIDS zu erreichen. Das bedeutet, dass auch in Brandenburg bis 2030:

  • 95% der Menschen mit einer HIV-Infektion von ihrer Infektion wissen,
  • davon mindestens 95% eine HIV-Therapie erhalten,
  • davon mindestens 95% eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben,
  • und dass 0% der Menschen wegen ihrer HIV-Infektion diskriminiert werden.

Es wurde bereits viel erreicht, aber es gibt noch Lücken zu schließen. Die Erfahrungen der Akteur*innen der Initiative Brandenburg zeigen, dass der Fokus unserer zukünftigen gemeinsamen Arbeit auf Antidiskriminierung, sexueller Gesundheit und sexueller Bildung liegen muss. Während der Gesprächsrunde werden Forderungen der Akteur*innen der Initiative Brandenburg anlässlich der Landtagswahl 2024 vorgestellt.

Der Welttag für sexuelle Gesundheit wird jedes Jahr im September begangen und zielt darauf ab, das Bewusstsein für Themen wie sexuell übertragbare Infektionen (STI) zu schärfen und die Bedeutung einer offenen Kommunikation für die sexuelle Gesundheit zu betonen. Leider ist es immer noch ein Tabu, über sexuell übertragbare Infektionen zu sprechen.

Anmeldung bis spätestens 02. September 2024 unter: sk@aidshilfe-potsdam.de

Falls Sie Fragen haben, können Sie sehr gern mit uns Kontakt aufnehmen.

Kontakt: Sabine Frank, AIDS-Hilfe Potsdam e.V.

Landesgeschäftsstelle der Initiative Brandenburg für sexuelle Gesundheit und Bildung , Tel: 0331-95130851

Welttag für sexuelle Gesundheit 2024, 4. September

Welttag für sexuelle Gesundheit 2024

Der Welttag für sexuelle Gesundheit liegt jährlich im September und zielt darauf ab, das Bewusstsein für Themen wie sexuell übertragbare Infektionen, Familienplanung und sexuelle Gewalt zu schärfen.

Sexuelle Gesundheit betrifft uns alle!

Am 4. September wird zum wiederholten Mal der Welttag für sexuelle Gesundheit stattfinden. Mit dem Aktionstag soll auf die Bedeutung einer offenen Kommunikation für die sexuelle Gesundheit aufmerksam gemacht werden. Über sexuell übertragbare Infektionen (STI) zu sprechen ist leider immer noch ein Tabu.

Angesichts der steigenden Zahl an Menschen mit STI, müssen die Bemühungen intensiviert werden, um Menschen zu Symptomen, Folgen und der Prävention in Bezug auf Infektionen aufzuklären und ihnen das nötige Wissen für eine bewusste Entscheidungsfindung zu vermitteln.

Welt-Aids-Konferenz vom 22.-26. Juli, in München

Put People First – Welt-Aids-Konferenz nach über 30 Jahren erstmals wieder in Deutschland, in München statt

Zwischen dem 22. und 26. Juli 2024 wird die bedeutendste Konferenz zu den wissenschaftlichen, sozialpolitischen und gesellschaftlichen Aspekten von HIV abgehalten, bei der über 15.000 Wissenschaftler, Ärzte, Gesundheitsexperten und Aktivisten aus mehr als 175 Ländern erwartet werden. AIDS 2024 wird zahlreiche Menschen, die mit HIV leben, davon betroffen sind oder in diesem Sektor tätig sind, zusammenbringen, um Erkenntnisse, bewährte Verfahren und Erfahrungen aus vier Jahrzehnten der Auseinandersetzung mit HIV sowie aus den Reaktionen auf COVID-19, Mpox und andere öffentliche Gesundheitsgefahren auszutauschen. Deutschland, wo über 90.000 Menschen mit HIV leben, weist eine niedrige Prävalenz auf. Zudem haben sich die Neuinfektionsraten in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als halbiert. Im Kontrast dazu nehmen die HIV-Infektionen in osteuropäischen Ländern zu und übersteigen die Zahlen aus den 1980er Jahren. Der Kampf gegen HIV/AIDS ist noch nicht beendet, selbst wenn die Wahrnehmung in Deutschland möglicherweise eine andere ist.

Die Welt trifft sich im Global Village

Neben der Hauptkonferenz bietet sie eine eigene Messehalle für das Global Village an. Das Global Village ist ein vielfältiger und lebendiger Ort, an dem verschiedene Communities und Nicht-Regierungs-Organisationen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Die Konferenz ist in ihrer Größe, Bedeutung und partizipativen Struktur einzigartig für den Bereich HIV und wichtig für Menschen mit HIV. Der regionale Schwerpunkt der diesjährigen Konferenz liegt auf Osteuropa, das Motto ist „Put People First“.

Die Deutsche Aidshilfe wird mit mehreren Angeboten auf der Konferenz präsent sein. An einem eigenen kleinen Stand im Glogal Village wird sie ihre vielfältige Arbeit, Projekte, Präventions- und Informationsmaterialien vorstellen.

In der Länder- und Industrieausstellung wird die Deutsche Aidshilfe (DAH) Teil des Deutschen Standes sein. Hier stellen alle bundesweit und global in der HIV-Prävention agierenden Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen die gemeinsame Arbeit vor. Neben dem BMG (Bundesministerium für Gesundheit) sind u.a. die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), das RKI (Robert Koch Institut), das BMZ und die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), das Aktionsbündnis gegen AIDS und die DAH sowie Ärzt*innenverbände und Wissenschatler*innen vertreten.

In einer großen Networkingszone (NWZ) im Global Village wird Raum für Aktivität sein. Hier werden Podiumsdiskussionen, Aktionen, Umfragen und Präsentationen stattfinden. Es wird Raum für Austausch, Begegnung und Vernetzung geben. Täglich unter einem anderen Motto präsentieren und agieren die verschiedenen Communityprojekte und Netzwerke. Es werden Best Practice Projekte vorgestellt, die Besucher*innen werden eingeladen, sich an Umfragen und Mit-Mach-Aktionen zu beteiligen, in diversen Runden über aktuelle Themen zu diskutieren, und Rapporteur*innen berichten über die Highlights aus der wissenschaftlichen Konferenz. Zudem regen Kunstaktionen zum Nachdenken und Mitmachen ein.

Inmitten des überaus quirligen Global Village wollen wir gemeinsam zeigen, wie aktiv und vielfältig Communitys in Deutschland sind.

Täglich wechselnde Schwerpunkte

Das wechselnde Programm der Networkingzone greift täglich einen Schwerpunkt auf:

  • Let’s celebrate our diversity.
  • Let’s scale up our fight against discrimination.
  • Let’s do justice to migration worldwide.
  • Let’s strengthen prevention.
  • Let’s fight for fair health care.

https://www.iasociety.org/conferences/aids2024

 

 

Aidshilfen und der Rechtsruck: „Wir bleiben ein sicherer Ort!“

Bei den anstehenden Europa- und Landtagswahlen zeichnet sich ein deutlicher Stimmenzuwachs für rechte Parteien ab. Auch viele Mitgliedsorganisationen der Deutschen Aidshilfe (DAH) spüren den gesellschaftlichen Rechtsruck. Doch bleibt diese Entwicklung nicht unwidersprochen. Momentaufnahmen aus Brandenburg, Berlin, Sachsen und Thüringen.

Verschiedene Interviewpartner*innen gaben einen Einblick und Auskünfte zum Thema Landtagswahlen und Rechtsruck. Der Artikel ist seit 25.05.24 auf der Seite HIV-Diskriminierung zu finden. Hier der Link.

https://hiv-diskriminierung.de/aktuelles/aidshilfen-und-der-rechtsruck-wir-bleiben-ein-sicherer-ort

Ein umfangreiche Recherche von Axel Schock.

Sexarbeit in Deutschland: Der Druck nimmt zu

Studie „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden“

Zwei Jahre lang hat sich die Deutsche Aidshilfe im Rahmen einer partizipativen qualitativen Studie mit den Bedarfen von Sexarbeiter*innen auseinandergesetzt. Auf dieser Seite fassen wir die Ergebnisse zusammen und präsentieren die Empfehlungen. Unten finden Sie auch Kontaktmöglichkeiten.

Hilfsangebote wichtiger denn je
Was brauchen Sexarbeiter*innen für ihre sexuelle Gesundheit? Eine Studie der Deutschen Aidshilfe liefert Antworten und gibt beeindruckende Einblicke in sehr unterschiedliche Lebenssituationen.

Finanzielle und soziale Benachteiligung sowie Gewalt gefährden zunehmend die Gesundheit von Sexarbeiter*innen. Mit diesem Druck nimmt auch das Risiko von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zu, ebenso die Angst davor. Das ist ein zentrales Ergebnis einer zweijährigen Studie der Deutschen Aidshilfe (DAH) mit Förderung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Die Studie offenbart zugleich einen großen Bedarf an Informationen und die wichtige Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Die Ergebnisse beinhalten elf konkrete Empfehlungen für Hilfs- und Präventionsangebote der Zukunft sowie den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Sexarbeit.

Umfassende Studie
Die Auswertung der Studie „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden“ weist dabei weit über die ursprüngliche Fragestellung hinaus. Nie zuvor hat eine wissenschaftliche Untersuchung die gesundheitliche Situation von Menschen in der Prostitution in Deutschland so vielfältig beschrieben – dies mit Blick auf Herkunft und geschlechtliche Identität ebenso wie auf verschiedene Motivationen für die Tätigkeit. Insgesamt 80 Sexarbeiter*innen aus 23 Herkunftsländern haben in Gruppengesprächen ihre Erfahrungen mitgeteilt, unter ihnen solche, die illegale Drogen konsumieren („Beschaffungsprostitution“), trans Menschen, Schwarze Menschen sowie Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen.

Hohes Interesse an sexueller Gesundheit
„Die meisten Studienteilnehmenden messen dem Thema sexuelle Gesundheit eine hohe Bedeutung bei und wünschen sich mehr Informationen zum Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen, insbesondere zur HIV-Prophylaxe PrEP. Diese Schutzmöglichkeit sollte auch häufiger in Gesundheitsämtern thematisiert und angeboten werden“, sagt Studienleiterin Eléonore Willems von der Deutschen Aidshilfe (DAH). Fast die Hälfte der Beteiligten hatte vor der Teilnahme an der Studie noch nichts von der medikamentösen Schutzmethode gewusst, viele hatten nur vage Kenntnisse.

Wichtige Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) spielen für die sexuelle Gesundheit von Sexarbeiter*innen generell eine wichtige Rolle, insbesondere durch die kostenlosen und anonymen HIV/STI-Untersuchungsangebote nach § 19 Infektionsschutzgesetz. Doch nicht überall in Deutschland gibt es bedarfsgerechte Angebote: Beratung und Testmöglichkeiten müssen vielerorts besser auf die Bedürfnisse von Sexarbeiter*innen abgestimmt werden, zum anderen müssen Gruppen wie trans Frauen, Drogen konsumierende Menschen oder migrantische junge Männer besser erreicht werden.

Dazu sagt Dr. Johanna Claass, Ärztin und Leiterin der Fachabteilung Sexuelle Gesundheit in der Sozialbehörde Hamburg sowie Mitglied im Projektbeirat der Studie: „Die Studie belegt eindrücklich, was wir in den Gesundheitsämtern täglich erleben: der ÖGD ist unverzichtbar für Menschen in der Sexarbeit. Es ist unsere Aufgabe, unsere Angebote gut bekannt zu machen, auch zu Randzeiten und über das Internet sowie in verschiedenen Sprachen ansprechbar zu sein. Noch aktiver müssen wir die Beratung zur PrEP angehen und die Verschreibung einfach und ohne unnötige Hürden gestalten.“

Krankenversicherungsschutz ist essenziell
Eine zentrale Hürde für viele Sexarbeiter*innen ist ein fehlender Krankenversicherungsschutz. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, dass alle Menschen Zugang zur Krankenversicherung beziehungsweise bei Bedarf zur HIV-Therapie oder HIV-Prophylaxe bekommen, auch Menschen ohne Aufenthalts­papiere. Nur so lässt sich die Gesundheit der Betroffenen schützen, Übertragungen werden sowohl durch die Therapie als auch durch die PrEP verhindert.

Vier Kernprobleme
Die Forscher*innen haben aus den Gruppengesprächen der Studie vier Kernprobleme identifiziert, die sich negativ auf die Gesundheit von Sexarbeiter*innen auswirken:

  1. Gewalterfahrungen und Angst vor Gewalt,
  2. finanzielle Not,
  3. psychische Belastungen, oft in Zusammenhang mit Stigmatisierung,
  4. fehlende Legalität und die Angst vor Strafverfolgung, etwa aufgrund von Sperrbezirken oder bei fehlender Anmeldung nach dem Prostituiertenschutzgesetz, bei Menschen ohne Aufenthaltspapiere die Angst vor Abschiebung.

Diese Probleme können Sexarbeiter*innen am aktiven Schutz ihrer Gesundheit hindern. So kann es Menschen in Not schwerfallen, auf dem Gebrauch von Kondomen zu bestehen – während Kunden immer häufiger auf Verzicht drängen.

Ausgrenzung reduzieren, Hilfsangebote ausbauen
„Wenn Menschen mit existenziellen Problemen kämpfen, erscheint Gesundheit zweitrangig. Wir müssen Menschen in der Sexarbeit ganzheitlich stärken und Hilfsangebote ausbauen“, sagt Eléonore Willems, Studienleiterin bei der Deutschen Aidshilfe. „Stattdessen geht zurzeit an vielen Orten die Finanzierung für Hilfs- und Präventionsangebote zurück.“

„Um Menschen in der Sexarbeit zu schützen, müssen wir ihre gesellschaftliche Situation verbessern, indem wir die rechtliche Verfolgung und Ausgrenzung abbauen“, konstatiert Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe.

Caspar Tate, Sexarbeiter, Peer-Berater bei trans*Sexworks und Peer-Forscher in der partizipativen Studie sowie Mitglied im Projektbeirat aus Berlin führt aus: „Sexarbeitsfeindlichkeit, Rassismus und Transmisogynie führen zu Gewalt gegen Sexarbeiter*innen, ganz besonders gegen trans weibliche Sexarbeiter*innen. Wir möchten mit Respekt behandelt werden. Wir sind normale Menschen, keine Monster. Ausgrenzung und Isolierung haben eine negative Auswirkung auf die Gesundheit von Sexarbeiter*innen. Durch Projekte von und für Sexarbeiter*innen und akzeptierende Arbeit kann die Gesundheit in unserer Community gefördert werden.“

Lydia, Sexarbeiterin und Peer-Forscherin in der Studie aus Leipzig, sagt: „Diskriminierung und Kriminalisierung sind sehr belastend. In meiner Fokusgruppe waren Frauen, die ihr Arbeit gerne machen. Sie wünschen sich, offen über ihre Sexarbeit reden zu können, wie bei anderen Jobs auch. Können sie aber nicht. Sie haben Angst um ihren Hauptjob, Angst, dass ihre Kinder in der Schule gemobbt werden und Angst vor Benachteiligung, zum Beispiel bei Sorgerechtsstreitigkeiten oder bei der Wohnungssuche. Es gibt ein großes Bedürfnis nach Austausch untereinander.“

Unterstützen statt Verfolgen
Eines zeigt die Studie sehr deutlich: Jede Form von Arbeit unter nicht legalen Bedingungen verdrängt Sexarbeiter*innen in unsichtbare und unsichere Bereiche, wo sie für Prävention und Hilfsangebote nicht mehr erreichbar sind. Demensprechend sollten Sperrbezirke in allen Bundesländern abgeschafft werden. Dringend notwendig sind ein Ausbau von Sozialarbeit und Beratung sowie das Schaffen von Räumen für den Austausch untereinander.

Prävention auch für Kund*innen
Zudem muss die Prävention auch Kunden einbeziehen und dabei auf Respekt, faire Preise, die Nutzung von Kondomen sowie Aufklärung zu HIV und Geschlechts­krankheiten zielen.

Sexarbeit akzeptieren, Lebenssituationen verbessern
Nicht zuletzt gibt die Studie einen wertvollen Einblick in das Verhältnis, das Sexarbeiter*innen zu ihrer Tätigkeit haben. Studienleiterin Willems fasst zusammen: „Die dichotome Unterteilung in ‚unfreiwillige Prostituierte‘ und ‚selbstbestimmte Sexarbeiter*innen‘ ist zu kurz gedacht. Die Studienteilnehmenden haben äußerst kom­plexe und vielfältige Empfindungen und Einstellungen gegenüber ihrer Tätigkeit beschrieben. Für viele ist Sexarbeit eine Ressource: die beste oder sogar einzige Möglichkeit für sie, Geld zu verdienen und damit den eigenen Lebensunterhalt und in manchen Fällen auch den ihrer Familien zu sichern. Allgemeine Bewertungen von Sexarbeit sind fehl am Platz. Wir müssen uns dringend auf die Verbesserung der Lebenssituation und der Gesundheit von Menschen in der Sexarbeit konzentrieren.“

Beratung für Sexarbeiter*innen in Brandenburg:
INVIA – Streetwork – HIV-/Aids-Prävention im Land Brandenburg und grenzüberschreitenden Raum
Die Berliner und Brandenburger Beratungsstellen für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind, arbeiten eng mit IN VIA Streetwork – HIV-/Aids-Prävention im Land Brandenburg und im grenzüberschreitenden Raum zu Polen zusammen.

Kontakt: https://invia-berlin.de/schutz-fuer-frauen/

Weitere Informationen

Zitiert nach einer Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe (DAH) vom 10.04.2024

 

PrEP Angebot in Brandenburg

Das Wichtigste über die PrEP

PrEP bedeutet „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt.
Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko bekommen die PrEP bei bestimmten Ärzt*innen verschrieben. Die PrEP-Medikamente und -Untersuchungen werden dann von der gesetzlichen Krankenkasse finanziert.
Empfohlen wird die PrEP zur täglichen Einnahme. Es gibt auch ein Einnahmeschema vor und nach dem Sex.
Wer die PrEP nimmt, muss regelmäßig auf HIV und die Nierenfunktion untersucht werden. Auch Untersuchungen auf andere Geschlechtskrankheiten gehören dazu. Eine gute ärztliche Begleitung ist deshalb für die PrEP wichtig.
Die PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

https://www.aidshilfe.de/hiv-prep#das-wichtigste-ber-die-prep

Versorgung in Brandenburg

Brandenburger Ärzt*innen:
Dr. Ines Liebold
Karl-Liebknecht-Straße 19 b-e 15827 Blankenfelde
03379 371937 megblankenfelde@gmx.de

Dr. Carsten Lange
Förster-Funke-Allee 104 14532 Kleinmachnow
033203 5850 c.lange@urologe-kleinmachnow.de

21. März der Internationale Tag gegen Rassismus – Aidshilfen gegen Rasismus

Mit der Kampagne „Aidshilfen gegen Rassismus“ sendet die Deutsche Aidshilfe eine klare Botschaft: Wir stehen an der Seite von Menschen, die rassistische Diskriminierung erleben.

Jedes Jahr wird am 21. März der Internationale Tag gegen Rassismus begangen. Rund um dieses Datum finden jährlich auch die Internationalen Wochen gegen Rassismus (IWgR) statt. Für Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen bieten die Aktionswochen Anlass, um auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufmerksam zu machen und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Mit der Kampagne „Aidshilfen gegen Rassismus“ informieren wir zum Thema, erklären uns solidarisch mit Menschen, die Rassismus erleben, und unterstützen die Auseinandersetzung mit Rassismus im Aidshilfe-Verband.

Im gleichnamigen Positionspapier verpflichtet sich die Deutsche Aidshilfe zur Antirassismusarbeit und erklärt, warum das Engagement gegen Rassismus Teil von struktureller HIV-Prävention ist. Es wurde im Oktober 2023 einstimmig von der DAH-Mitgliederversammlung verabschiedet.

Interessante beiträge dazu:

„Wir helfen anderen Frauen, damit sie nicht das Gleiche durchmachen müssen“: Geflüchtete Frauen werden mehrfach diskriminiert, sagt Madeleine Mawamba im Interview. Seit neun Jahren engagiert sie sich für „Women in Exile“. In der Organisation unterstützen sich Frauen mit Fluchterfahrung gegenseitig.

Foto: Inga Dreyer

„Diskriminierung auf Rezept“: Die rbb-Sendung „Jetzt mal konkret“ befasst sich mit Rassismus in der Gesundheitsversorgung und macht unter anderem rassistische Algorithmen in der medizinischen Diagnostik zum Thema

Mangel an HIV- und PrEP-Medikament

Voraussichtlich bis März kann der Bedarf an der Wirkstoffkombination Emtricitabin plus Tenofovirdisoproxil nicht gedeckt werden. Die Deutsche Aidshilfe und andere Akteure fordern Maßnahmen der Politik.

Der Mangel am HIV-Medikament mit den Wirkstoffen Emtricitabin+Tenofovirdisoproxil (FTC+TDF) hat sich weiter verschärft. Die Folge: Nutzer*innen mussten ihre HIV-Prophylaxe PrEP schon unterbrechen, HIV-Therapien wurden umgestellt, weitere PrEP-Unterbrechungen und Therapieumstellungen sind zu befürchten. Dieser Mangel, der die HIV-Prävention und auch die HIV-Behandlung massiv gefährdet und beschädigt, dürfte bis März anhalten.

Massiver Schaden für die HIV-Prävention und -Behandlung

Das nimmt vielen der Menschen, die sich mit der PrEP vor HIV schützen – derzeit in Deutschland knapp 40.000 – ihre Safer-Sex-Methode und manchen Menschen mit HIV, die mit dem Medikament behandelt werden, ihre Therapie. Für sie kann eine Umstellung auf ein anderes Medikament mit erheblichen Problemen verbunden sein, etwa belastenden Nebenwirkungen, und sie lässt sich auch nicht wieder rückgängig machen. Bei manchen Menschen mit HIV wird FTC+TDF im Rahmen einer sogenannten Salvage-Therapie („Rettungs-Therapie“) eingesetzt, weil es zum Beispiel aufgrund von Resistenzen keine anderen Optionen mehr gibt.

„Die PrEP ist ein wesentlicher Bestandteil der HIV-Prävention – wenn dieser Schutz vor HIV weiter ausfällt, wird das fatale Auswirkungen haben“, sagt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. Dass auch Therapien HIV-positiver Menschen nicht mehr gewährleistet sind, sei erst recht nicht hinnehmbar. „Die Politik darf Menschen, die dieses Medikament dringend brauchen, nicht im Stich lassen“, so Warminsky.

Runder Tisch zu Maßnahmen gegen den Engpass

Die Deutsche Aidshilfe (DAH), die ambulant tätigen HIV-Mediziner*innen (dagnä), die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) und die Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) haben sich mit Vertreter*innen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei einem digitalen Runden Tisch zum Engpass bei Emtricitabin und Tenofovirdisoproxils beraten. Das BfArM ist zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) für Maßnahmen gegen Lieferengpässe zuständig.

Schnelle Reaktion des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte

Das BfArM hat zugesichert, Hersteller nach wirkstoffidentischen Medikamenten mit europäischer Zulassung im Portfolio zu fragen. Das Institut könnte dann deren Import nach den Paragrafen 10 und 11 des Arzneimittelgesetzes (AMG) gestatten und die Medikamente verfügbar machen.

Diese Lösung ließe sich relativ schnell umsetzen. Allerdings ist auch in den Nachbarländern nur begrenzt Ware auf dem Markt, in einigen Ländern wurden außerdem ebenfalls Engpässe gemeldet.

Die Teilnehmenden des Runden Tischs haben das BfArM darüber hinaus gebeten, beim Gesundheitsministerium auf die Feststellung eines Versorgungsmangels nach § 79 Abs 5 AMG hinzuwirken. Dies sei ein politisches Signal, um langfristig an der Versorgungssicherheit zu arbeiten, selbst wenn dieser Schritt nicht unmittelbar zu einer Verbesserung der Versorgungslage bis Anfang März beitragen sollte.

Einzelimporte sind möglich

Für Einzelimporte nach § 73 Absatz 3 des Arzneimittelgesetzes (Import von Medikamenten, die keine EU-weite Zulassung haben) müssen Apotheken vorher die Genehmigung der jeweiligen Krankenkasse einholen. Das BfArM bittet deshalb den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen um eine dringende Empfehlung zur Übernahme der Kosten (sowie zur Erstattung des Originalpräparats, sofern dies verfügbar ist).

Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt Patient*innen und PrEP-User*innen, ihre Ärzt*innen und Apotheker*innen auf die Möglichkeit von Einzelimporten aufmerksam machen, auch wenn es keine Erfolgsgarantie gibt.

HIV-PrEP-Engpass: Versorgungssicherheit gewährleisten!

Um langfristig die Versorgung mit dem einzigen in Deutschland zur HIV-Prophylaxe PrEP zugelassenen Medikament zu sichern, das außerdem auch in der HIV-Therapie eine wichtige Rolle spielt, muss nach Auffassung des Runden Tischs nun das Gesundheitsministerium tätig werden.

Das BfArM will unterdessen auf Vorschlag der Deutschen Aidshilfe dem Beirat für Lieferengpässe für seine Sitzung Ende Januar empfehlen, FTC+TDF wieder auf die Liste der versorgungskritischen Wirkstoffe aufzunehmen. Dies hätte zwar kurzfristig keine Auswirkungen auf die Verfügbarkeit des Medikaments, könnte aber – sollte der Lieferengpass auch dadurch verursacht sein, dass in Deutschland europaweit die niedrigsten Preise für die Generika bezahlt werden – eine Grundlage sein, um über eine Anhebung der Festbeträge zu diskutieren.

Weitere Informationen zum Engpass

Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Gesellschaft, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin vom 16. Januar 2024 (PDF-Datei)