Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende

Blutspende-Ausschluss: Problem der Diskriminierung nicht gelöst

Deutsche Aidshilfe: Die neue Regelung zum Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern haben, ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Es ist an der Zeit für ein interdisziplinäres Verfahren mit Beteiligung der betroffenen Gruppen.
In Deutschland wurde im Herbst 2021 die Karenzzeit für Männer, die Sex mit Männern haben, von 12 auf 4 Monate verkürzt, für dauerhaft monogam lebende Paare gilt keine „Wartezeit“. Trans* Personen werden in der Regelung gesondert erwähnt.

Die Bundesärztekammer (BÄK) hat heute eine überarbeitete Fassung der Richtlinie Hämotherapie veröffentlicht, die den Ausschluss von Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko von der Blutspende regeln soll. Sie reagiert damit auf jahrelange Kritik, dass der weitgehende Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern haben, diskriminierend sei.
Die neue Regelung ist bei der Bundesärztekammer nachzulesen.

In Zukunft sollen auch schwule und bisexuelle Männer spenden dürfen, wenn sie in einer dauerhaften monogamen Beziehung leben. Sexuelle Kontakte zwischen Männern außerhalb solcher Beziehungen führen fortan zu einem Ausschluss für vier Monate, statt wie bisher für ein Jahr. Beim Sexualverkehr zwischen Männern und Frauen führen nur „häufig wechselnde Partner/Partnerinnen“ zum Ausschluss.

Die Deutsche Aidshilfe kritisiert die deutsche Blutspenderichtlinie in einer detaillierten Positionsbeschreibung.
Positionsbeschreibung der Deutschen Aidshilfe.

Dazu sagt Björn Beck vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe:

„Wir begrüßen, dass statt Gruppenzugehörigkeiten in Zukunft reale HIV-Risiken eine größere Rolle spielen sollen. Leider müssen wir aber feststellen: Die neue Version des Ausschlusses löst das Problem der Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern nicht. Das Kriterium der Monogamie ist zumindest fragwürdig, kann doch jeder Mensch nur über sein eigenes Verhalten sichere Aussagen machen. Die gesonderte Nennung von trans Personen ist schlicht stigmatisierend. Die Ausschlussfrist von vier Monaten ist nicht nachvollziehbar. “

Diskriminierende Sprache

Ein zugrunde liegendes Papier der BÄK und anderer Organisationen verwendet zudem diskriminierende Begriffe wie „sexuelles Risikoverhalten“ oder „Risikogruppe“. Es gendert nur zweigeschlechtlich, sodass Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau begreifen schlicht ausgeblendet werden.

Entwicklungen zur Blutspende in anderen europäischen Ländern aus?

In Frankreich sollen sexuell aktive schwule und bisexuelle Männer künftig ohne Karenzzeit Blut spenden dürfen.

Derzeit sind sie nur zugelassen, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Diese Einschränkung soll zum 16. März 2022 aufgehoben werden.

In Griechenland wurde am 10. Januar 2022 das generelle Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), aufgehoben. Bislang wurde dort allen Männern, die seit dem Jahr 1977 mindestens einmal Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann hatten, die Blutspende verweigert.

In Litauen sollen ab Mai 2022 MSM ohne viermonatige Karenzzeit Blut spenden dürfen. Der Blutspendebogen soll künftig keine Fragen zur sexuellen Orientierung enthalten, stattdessen werde eine „neutrale Frage“ zu riskantem Sexualverhalten aufgenommen, heißt es auf der Seite des Litauischen Nationalfersehens und -Radios LRT.

England: England hat im September 2021 gezeigt, dass es auch anders geht: Ein interdisziplinäres Steering-Komitee hat eine innovative Regelung erarbeitet, die ohne die Zuschreibung von Risiken an bestimmte Gruppen auskommt.

Sabine Frank

HIV im Arbeitsleben: E-Learning gegen Vorurteile

#positivarbeiten:Deutsche Aidshilfe und Relias Learning GmbH veröffentlichen zum Welt-Aids-Tag kostenloses Fortbildungstool für eine diskriminierungsfreie und entspannte Zusammenarbeit.

Menschen mit HIV können heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung leben und arbeiten wie andere Menschen auch. Sie erleben jedoch häufig noch Diskriminierung, Vorurteile oder unnötige Berührungsängste – auch im Arbeitsleben. Um das zu ändern, wurde #positivarbeiten ins Leben gerufen, die Arbeitgeber*innen-Deklaration der Deutschen Aidshilfe gegen Diskriminierung – für Respekt und Selbstverständlichkeit. In Deutschland haben bereits über 145 Unternehmen, Verbände, Städte, Ministerien und Betriebe unterzeichnet.

Lebendiges Wissen

Auch die Relias Learning GmbH ist seit 2020 dabei. Zusammen mit der Deutschen Aidshilfe hat der Online-Bildungsanbieter für das Gesundheitswesen jetzt seine Expertise genutzt und den etwa 60-minütigen E-Learning-Kurs „Leben und Arbeiten mit HIV“ entwickelt, der individuell und kostenlos absolviert werden kann. Der Kurs frischt Grundlagenwissen zum Thema HIV auf, baut Mythen, Ängste und Vorurteile ab und vermittelt, wie die ganz selbstverständliche Zusammenarbeit mit HIV-positiven Kolleg*innen gelingt. Fallbeispiele, Videosequenzen und Antworten von HIV-positiven Menschen auf häufig gestellte Fragen lassen das Thema lebendig werden.

Gelebte Diversität

„Für Relias sind Diversität und Inklusion ein Herzensanliegen und gelebte Realität. Auch in unseren E-Learning-Kursen bilden wir die Vielfalt der Gesellschaft ab. Deshalb haben wir gerne die Erklärung #positivarbeiten unterzeichnet – und der Deutschen Aidshilfe angeboten, dieses Anliegen mit dem zu unterstützen, was wir am besten können: mit einem E-Learning-Modul“, erklärt Geschäftsführer Stefan Herm.

„Die Deutsche Aidshilfe begrüßt dieses Engagement von Relias sehr“, erklärt Winfried Holz vom DAH-Vorstand. „Selbstverständlich positiv leben und arbeiten – das lässt sich nur mit dem Engagement vieler in der Arbeitswelt und unter Einbeziehung von Menschen mit HIV selbst erreichen. So geht #positivarbeiten: Auf Worte folgen Taten für ein diskriminierungsfreies Miteinander. Dabei bringen die Unterzeichnenden ihre ureigenen Fähigkeiten und Qualitäten ein. Das ist großartig und wir hoffen, dass sich viele daran ein Vorbild nehmen!“

Der E-Learning-Kurs „Leben und Arbeiten mit HIV“ steht auf der Relias-Webseite kostenlos und ohne Registrierung zur Verfügung. Notwendig sind nur ein Internetzugang und ein Browser.

Zum E-Learning Kurs: http://preview.relias.com/library/demo/de/rel-de-0-50520/story.html.

#positivarbeiten: www.positiv-arbeiten.de

Relias Learning: https://www.relias.de/

Deutsche Aidshilfe: www.aidshilfe.de

Pressekontakt:

Deutsche Aidshilfe
Holger Wicht – Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 – 16
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de

Junge Menschen besonders von Chlamydien betroffen

BZgA informiert mit Social-Media-Kampagne

Chlamydien zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Aktuelle Daten der GeSiD-Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland belegen, dass jedoch lediglich ein Fünftel der Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren Chlamydien kennt. Vor allem junge Menschen sind stark von diesen bakteriellen Infektionen betroffen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) macht mit ihrer Initiative LIEBESLEBEN daher ab sofort verstärkt in sozialen Netzwerken auf Chlamydien aufmerksam: Unter dem Hashtag #WissenWasRumgeht sind junge Leute aufgerufen, sich zu dem Thema auf www.liebesleben.de zu informieren.

Die Kommunikation in der ärztlichen Praxis unterstützt die neue Informationskampagne mit Factsheets für Ärztinnen und Ärzte, Flyern für Patientinnen und Patienten und Wartezimmerplakaten für die direkte Ansprache junger Frauen und Männer. Zudem verstärken reichweitenstarke Influencerinnen und Influencer im Netz und in den sozialen Medien die Aufmerksamkeit für das Thema Chlamydien.

Chlamydien verursachen häufig keine Symptome

Chlamydien-Infektionen lösen häufig keine Beschwerden aus. Symptome wie Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen oder Schmerzen beim Sex sowie Zwischenblutungen können auftreten – meist ein bis drei Wochen nach der Ansteckung – sie müssen es aber nicht. Auch können sich Beschwerden von selbst bessern oder sogar ganz verschwinden. Dennoch kann eine Chlamydien-Infektion noch immer im Körper sein und sich weiter ausbreiten. Wer Anzeichen bei sich bemerkt oder vermutet, sich mit Chlamydien angesteckt zu haben, sollte so schnell wie möglich zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion Entzündungen der Geschlechtsorgane auslösen, die mit der Zeit bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können. Wird eine Infektion mit Chlamydien frühzeitig erkannt, ist sie in der Regel mit Antibiotika schnell und vollständig heilbar.

Kondome können vor Chlamydien schützen

Chlamydien werden weitergegeben, wenn infizierte Schleimhaut mit nicht infizierter Schleimhaut in Berührung kommt. Schmierinfektionen sind auch möglich. Übertragungswege sind daher vor allem ungeschützter Vaginal-, Anal- und Oralsex sowie die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug ohne Kondom. Einen vollständigen Schutz vor einer Infektion mit Chlamydien gibt es nicht, doch die Verwendung von Kondomen kann das Risiko einer Ansteckung stark senken.

Weiterführende Informationen zu Chlamydien und zur Chlamydien-Kampagne bietet die BZgA unter:
www.liebesleben.de/wissenwasrumgeht

ob in der Schule oder in den medizinischen Versorgungsstrukturen wie der ärztlichen Praxis.

Website www.liebesleben.de

Instagram www.instagram.com/liebesleben_de/

Facebook www.facebook.com/liebesleben.de

Twitter https://twitter.com/LIEBESLEBEN_DE

YouTube www.youtube.com/c/LIEBESLEBEN

Leben mit HIV heute: Vorurteile schaden mehr als die Infektion

Deutsche Aidshilfe und Institut für Demokratie präsentieren Ergebnisse des Forschungsprojektes „positive stimmen 2.0“. Fazit: gutes Leben mit HIV ist medizinisch möglich – der gesellschaftliche Umgang hinkt hinterher.
Auf die Ergebnisse aufbauend sind Handlungsempfehlungen und Forderungen partizipativ entwickelt worden, die dazu beitragen sollen, HIV-bezogene Diskriminierung abzubauen und die Entstigmatisierung von HIV voranzutreiben.
Sie sind in der Broschüre „positive stimmen 2.0 – Mit HIV leben, Diskriminierung abbauen. Einblicke und Ergebnisse aus einem partizipativen Forschungsprojekt zum Leben mit HIV in Deutschland“
zu lesen.

Weitere Informationen und Download der Broschüre: www.positive-stimmen.de/ergebnisse

Alternativ können Sie die Broschüre als Printversion (kostenlos) bestellen

PEP-Notfalldepot an Brandenburger Kliniken

HIV – PEP Notfalldepot in Brandenburger Kliniken

Postexpositionsprophylaxe (PEP) gegen HIV-Infektionen wurde auf dem Workshop HIV-Postexpositionsprophylaxe im September 1999 in Hamburg definiert „als die Behandlung von einer Person, die mit einer anderen tatsächlich (oder möglicherweise) mit HIV infizierten Person/Sache derart in Kontakt getreten ist, dass eine Infektion mit HIV zumindest potenziell möglich ist“.
Um im Sinne dieser Postexpositionsprophylaxe rasch, d. h. innerhalb von etwa zwei Stunden nach möglicher Exposition, handeln zu können, hat das Gesundheitsministerium im Auftrag der „Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids“ eine aktualisierte Übersicht für Brandenburg erstellt, aus der hervorgeht, welche Krankenhäuser / Kliniken und weitere Standorte dieses Angebot vorhalten.

YEET! Brandenburger „Jeans Box“ bereits im vierten Jahr!

AIDS-Hilfe Potsdam und IKK BB setzen gemeinsame Aktion für Zehntklässler fort!

Die Corona Pandemie konnte uns nicht daran hindern, die neue Jeans Box Aktion, zu planen und umzusetzen.

Die günstige epidemiologische Lage lies uns frohen Mutes im Frühjahr 2021, die neue Jeans Box Aktion vorbereiten. Die Brandenburger Schüler_innen durften langsam wieder in die Schulen. Damit standen für uns die Chancen gut, die Boxen mit wichtigen Informationen zur sexuellen Gesundheit, den Schüler_innen zu übergeben. Die 18 Gesundheitsämter des Landes Brandenburg beteiligten sich an den Vorbereitungen. Durch die Rückmeldungen aus den Ämtern mussten wir erfahren, dass die Aktion im letzten Jahr nur teilweise umgesetzt werden konnte. Denn die Aussetzung des Präsenzunterrichtes im Herbst 2020 führte dazu, dass in einigen Landkreisen keine bzw. nicht alle Boxen verteilt werden konnten. Zu sehr waren die Mitarbeitenden mit den Aufgaben rund um die Erfassung von Corona Infektionen beschäftigt.

Die AIDS-Hilfe Potsdam e.V. als geschäftsführende Stelle der Initiative Brandenburg– Gemeinsam gegen Aids und ihr  Kooperationspartner, die Innungskrankenkasse Brandenburg und Berlin (IKK BB), haben trotz der aktuellen Corona Pandemie ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortgesetzt. Pünktlich zum Schulstart 2021/22 ging das flotte Aufklärungspaket an alle 18 Gesundheitsämter des Landes Brandenburg. Wir freuen uns sehr, dass 2021 rund 13.000 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 im neuen Schuljahr die Jeans Box erhalten.

Gemeinsame Pressemitteilung vom 31.08.2021: 31.08.21 GPM Jeans Box_AIDS-Hilfe Potsdam_IKKBB

Der Podcast – Selbstverständlich positiv – die Kampagne für und von Menschen mit HIV

Vor einiger Zeit machten wir auf eine neue Kampagne der Deutschen Aidshilfe aufmerksam.

Selbstverständlich positiv – die Kampagne für und von Menschen mit HIV

Die Kampagne soll motovieren sich gegenseitig zu stärken und helfen, freier und offener mit HIV umzugehen.

Es liegt besonders auf der Hand von Menschen mit HIV, gesellschaftliche Bilder von HIV zu prägen. Die Kampagne soll dabei helfen das kräftezehrende Versteckspiel vieler Menschen mit HIV zu beenden. Dafür werden Geschichten hörbar und die Menschen dahinter sichtbar gemacht. Die Kampagne ermutigt gemeinsam Veränderung zu schaffen und gesellschaftlich zu bewegen.

Zentrales Element der Kampagne ist ein Podcast. Alle 14 Tage donnerstags erscheint eine neue Folge, in der die Moderator_innen mit verschiedenen Menschen, meist mit aber manchmal auch ohne HIV, über das selbstverständliche Leben mit HIV diskutieren.

Die Gäste erzählen welche Herausforderungen sie meistern mussten und welche Vorteile sie sehen, aber auch wer sie unterstützt hat oder wen sie auf dem Weg zum selbstverständlichen Leben mit HIV verloren haben.

Zu finden ist der Podcast auf Spotify oder Google Podcasts und auf der Webseite:

www.selbstverständlichpositiv.de.

21. Juli: Erinnerungen zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen

Infos zum Gedenktag

Der erste Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen wurde 1998 begangen. Seitdem hat sich der 21. Juli zum größten Gedenk- und Aktionstag im Themenfeld „illegale Substanzen“ entwickelt.  Vielfältige Veranstaltungen sind in vielen Städten und unter Beteiligung von mehr als 150 Einrichtungen sind ein Zeichen dafür, dass das Angebot des gemeinsamen Gedenkens, der Trauer und der Aktion eine besondere Bedeutung hat. 

Start zum 1. Juli 2021: Bundesmodellprojekt „NALtrain“ startet: Leben retten mit Naloxon

Deutsche Aidshilfe, Institut für Suchtforschung und Akzept wollen das Notfallmedikament bekannter machen und verbreiten, um Drogentodesfälle durch Überdosierungen zu reduzieren.

Über 600 Menschen sind 2020 infolge des Konsums von Heroin und anderen Opioiden gestorben – unter einer Drogenpolitik, die weiterhin auch auf die Kriminalisierung von Konsumierenden setzt. Viele dieser Todesfälle aber hätten durch ein Naloxon-Nasenspray vermieden werden können. Das einfach anwendbare Medikament Naloxon kann innerhalb weniger Minuten die atemlähmende Wirkung von Opioiden wie Heroin, Fentanyl oder Methadon aufheben und damit Leben retten.

Doch bislang kommt das Notfallmedikament viel zu wenig zum Einsatz. 2019 wurde das verschreibungspflichtige Nasenspray nur 370 Mal per Kassenrezept (und 570 Mal per Privatrezept, meist über Projekte) an Drogengebraucher*innen ausgegeben – bei geschätzten 165.000 Opioidkonsument*innen in Deutschland. Mitarbeiter*innen von Aids- und Drogenhilfen werden geschult, das Wissen zum Notfallmedikament Naloxon weiterzugeben

Dabei sei mit der Einführung des Nasensprays 2018 eine Grundlage geschaffen worden, das lebensrettende Medikament verstärkt auch durch geschulte Laien wie zum Beispiel Betroffene, Eltern und Angehörige sowie durch Mitarbeiter*innen der Drogen- und Aidshilfen einzusetzen, bis Rettungskräfte vor Ort sind, so Professor Heino Stöver. Er ist der Gesamtleiter des gemeinsam von seinem Institut für Suchtforschung Frankfurt mit Akzept e.V. und der Deutschen Aidshilfe entwickelten Bundesmodellprojekts „NALtrain“, das zum 1. Juli 2021 startet.

Im Rahmen von NALtrain sollen zunächst in 40 Städten Mitarbeiter*innen in Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe durch halbtägige Schulungen zu Trainer*innen ausgebildet werden, die ihr Wissen dann in Kurzinterventionen an Drogengebraucher*innen und Substituierte weitergeben. Verbindliche Kontakte mit Ärzt*innen sollen mehr Verschreibungen des Naloxon-Nasensprays ermöglichen

Außerdem werden in den teilnehmenden Städten verbindliche Kontakte zu Ärzt*innen aufgebaut, damit alle geschulten Drogengebraucher*innen und Substituierten auch ein Rezept erhalten, das sie in der Apotheke einlösen können.

Im Rahmen einer Begleitevaluation werden Daten zur Anzahl der ausgebildeten Personen sowie zur Zahl der Rezepte erfasst. Zudem soll ein Rückmeldesystem nach erfolgter Anwendung des Nasensprays installiert werden.

Ziel des Projektteams ist es, dass nach Abschluss des auf drei Jahre angelegten Programms viele tausend Drogengebraucher*innen und Substituierte das Naloxon-Nasenspray mit sich führen und im Notfall anwenden können. Zudem soll das Thema „Drogennotfall“ ein fester Baustein in der Arbeit und Ausbildung aller in den Drogen- und Aidshilfen tätigen Mitarbeiter*innen werden.

Bereits im Mai ist mit https://www.naloxontraining.de/ eine Naloxon-Notfall-App und ein digitales Schulungsprogramm zum Einsatz des lebensrettenden Medikaments an den Start gegangen.

Aidshilfe startet Kampagne – Ganz selbstverständlich HIV-positiv

Ganz selbstverständlich HIV-positiv – Aidshilfe startet Kampagne für offenen und entspannten Umgang

Ein Podcast und vielfältige Veranstaltungen zum Leben mit HIV sollen dazu beitragen, dass HIV bald im Alltag keine Rolle mehr spielt.

„Selbstverständlich positiv“ – Unter diesem Titel startet die Deutsche Aidshilfe (DAH) am Donnerstag, den 29. April 2021 eine Kampagne von und für Menschen mit HIV. Sie soll zu einem offenen und selbstbewussten Leben mit HIV ermutigen und damit zugleich Diskriminierung entgegenwirken.

„Menschen mit HIV können heute in den meisten Fällen leben wie alle anderen – und haben ein Recht darauf, auch genau so behandelt zu werden. Viele sprechen aber noch nicht über ihre HIV-Infektionen, denn sie müssen immer noch mit Diskriminierung rechnen, und HIV wird oft zum Problem gemacht, wo es keine Rolle spielen müsste. Unser Ziel ist ein entspannter, offener Umgang mit dem Thema HIV in allen Lebensbereichen“, sagt DAH-Vorstand Björn Beck, der selber HIV-positiv ist.

Fakt ist: Im Alltag ist die HIV-Infektion in den allermeisten Situationen völlig irrelevant. Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie sorgen heute HIV-Medikamente dafür, dass Menschen mit HIV gesund bleiben und mit der Infektion alt werden können, HIV ist unter Therapie auch nicht mehr übertragbar.

Bei der Befragung „positive stimmen“ gaben im letzten Jahr 90 Prozent an, dass sie gut mit Ihrer HIV-Infektion leben, 52 Prozent berichteten jedoch, durch Vorurteile beeinträchtigt zu sein.

„Selbstverständlich positiv“ startet Donnerstagabend um 19.30 Uhr mit einem Live-Event auf Facebook.
Macher*innen berichten von ihrer Motivation und Intention, außerdem gibt es Interviews und Beiträge zu vielen Themen rund um das Leben mit HIV.

Am Schluss des Live-Streamings geht die erste Folge eines Podcasts online, der das Herzstück der Kampagne bildet: Alle 14 Tage erzählen Gäste, was ihnen geholfen hat, offen positiv zu leben – oder was sie dafür noch brauchen. Gast der ersten Folge ist die Drag Queen Barbie Breakout, bekannt aus der Reality-Show „The Diva in me“ und durch ihr oft aufsehenerregendes Engagement gegen Diskriminierung.

Weitere Bestandteile der Kampagne sind Social-Media-Aktionen, Listening-Lounges, Diskussionsveranstaltungen sowie Austauschrunden zu ermutigenden Erfahrungen und Herausforderungen eines offenen Lebens mit HIV.

Menschen mit HIV werden selbst aktiv

„Selbstverständlich positiv“ wurde von HIV-positiven Menschen selbst in einer Themenwerkstatt der Deutschen Aidshilfe entwickelt. Indem sie selbst offen mit ihrer HIV-Infektion umgehen, wollen sie anderen ein Beispiel geben, sie bei einem offenen Umgang damit unterstützen und Angst und Scham abbauen. Mehr öffentliche Präsenz von Menschen mit HIV soll das Bild vom Leben mit HIV verändern und eine neue Selbstverständlichkeit in der Gesellschaft schaffen.

„Die Kampagne richtet sich in erster Linie an Menschen mit HIV. Wir wollen uns gegenseitig ermutigen, selbstverständlich mit HIV zu leben und uns gegen Diskriminierung zu wehren. Wir setzen dabei auf gegenseitige Hilfe und Ermutigung“, erläutert Heike Gronski, die das Community-Projekt als Referentin für das Leben mit HIV bei der Deutschen Aidshilfe koordiniert.

Christian Hillen, der „selbstverständlich positiv“ mitentwickelt hat, sagt: „Viele von uns haben Schuldzuweisungen und Abwertung verinnerlicht und richten ihr Leben stark daran aus, wie andere reagieren könnten. Davon möchten wir uns alle befreien. Wir nehmen uns die Freiheit, selbstverständlich positiv zu sein. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass diese positive Energie ansteckend wirkt.“

Heike Gronski betont: „Jeder Mensch muss und darf natürlich selbst entscheiden, wie offen er mit der eigenen HIV-Infektion umgehen möchte. Für die meisten geht es Schritt für Schritt voran. Wir möchten möglichst viele beim nächsten Schritt unterstützen. Unser Ziel ist, dass niemand mehr darüber nachdenken muss, wer von der Infektion erfahren darf. Wir glauben, dass wir dieses Ziel nur erreichen können, wenn wir uns zeigen und gegenseitig stark machen.“

Mehr Informationen:

Kampagnenwebsite: www.selbstverständlichpositiv.de

Live-Event zum Kampagnenstart am 29.4.2021 um 19:30 Uhr

Archivierte Live-Videos der Deutschen Aidshilfe

Studie: Diskriminierung macht vielen Menschen mit HIV das Leben schwer

VERGEWALTIGT – Was nun?

Hilfe nach Vergewaltigung – Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung

Vergewaltigt - Was nun? Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung

Sexuelle Gewalt hinterlässt Spuren – nicht nur in der Seele der Betroffenen, sondern oftmals auch körperliche Verletzungen. Deshalb sollten Opfer einer Vergewaltigung sich auf jeden Fall medizinisch untersuchen lassen, auch wenn Sie selbst keine Verletzungen bemerken.
Die Entscheidung, ob eine Anzeige bei der Polizei gestellt werden soll, fällt vielen Betroffenen direkt nach der Tat schwer. Viele sind traumatisiert und daher nicht in der Lage, eine Entscheidung für oder gegen eine Anzeige zu treffen. Aus Angst oder Scham bleiben viele Opfer medizinisch unversorgt und nehmen keine Hilfe in Anspruch.
In Brandenburg haben Opfer von Vergewaltigungen die Möglichkeit, in vier Kliniken vertraulich Spuren sichern zu lassen – ohne sofort Anzeige bei der Polizei erstatten zu müssen. So haben sie mehr Zeit, sich diesen Schritt in Ruhe zu überlegen.
Wenn ein Opfer in eine der vier Kliniken kommt und zum Beispiel mit dem Schlüsselsatz „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin“ bzw. „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einem Urologen“ diskret darauf aufmerksam macht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat, wird es unverzüglich zu der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort soll in ruhiger Atmosphäre das weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten werden. Auf Wunsch wird auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt.
Landesweit sind Gynäkologen über das Angebot informiert und können Frauen entsprechend beraten. Informationen gibt es auch bei allen Opferberatungsstellen der Opferhilfe.

Download


medizinische-soforthilfe-nach-vergewaltigung_DE