Wissen verdoppeln: Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung im Auftrag der Deutschen Aidshilfe

Gegenüber 2017 hat sich das Wissen um die Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie nahezu verdoppelt: von zehn auf 18 Prozent. Das ergab eine repräsentative Bevölkerungsumfrage im Auftrag der Deutschen Aidshilfe im April 2020 mit über 1.000 Teilnehmer_innen.

Neben dem Wissen um die Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie wurden dabei auch Einstellungen zum Thema HIV abgefragt. Die Erhebung knüpft an eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Welt-Aids-Tag 2017 an.

Wissen über die Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie nahezu verdoppelt

2017 wussten nur etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland, dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist. Die Deutsche Aidshilfe rief daraufhin die Mitmachkampagne #wissenverdoppeln ins Leben. Ihr Ziel: Das Wissen so lang verdoppeln, bis es alle wissen. Denn: Das Wissen über die Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie hat das Zeug, Ängste abzubauen, Zurückweisung und Benachteiligung von Menschen mit HIV entgegenzuwirken und ein positives Miteinander zu fördern.

Ein erstes Etappenziel ist geschafft: In der Befragung stimmten 18 Prozent folgender Aussage zu: „Mit den gegenwärtigen Behandlungsmöglichkeiten ist es möglich, dass HIV beim Sex ohne Kondom nicht mehr übertragen wird.“

Mit 21 Prozent überdurchschnittlich verbreitet ist dieses Wissen bei Personen zwischen 16 und 29 Jahren und 45 bis 59. In der Gruppe der ältesten Teilnehmer_innen (60 Jahre und älter) liegt der Wert trotz Anstieg unter dem Durchschnitt der Befragten. Insgesamt hat sich das Wissen seit 2017 über alle Teilgruppen hinweg deutlich vergrößert.

34 Prozent wissen: keine HIV-Übertragung bei Schwangerschaft & Geburt

Noch größer ist das Wissen, wenn es um Schwangerschaft und Geburt geht: 34 Prozent der befragten Personen wissen, dass HIV-Medikamente eine Übertragung von der Mutter auf das Kind verhindern. Interessant ist, dass die Zustimmung zu dieser Aussage bei Männern und Frauen nahezu gleich hoch ist (35 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen).

Woher kommt das Wissen? Die Teilnehmer_innen wurden auch danach gefragt: „Wurden Sie in letzter Zeit auf das Thema der Nichtübertragbarkeit von HIV und Aids unter Therapie aufmerksam gemacht und wenn ja, wie?“

Knapp vier von zehn Befragten bejahten die Frage. Als Informationsquellen dienten neben Presse, Fernsehen und Internet vor allem Gespräche mit Familie, Freund_innen und Bekannten.

Jede_r Zwanzigste benannte explizit die Kampagne #wissenverdoppeln als Informationsquelle.

Ärzt_innen, Pfleger_innen und Gesundheitsbehörden oder Vereine scheinen bisher bei der Vermittlung des Faktes eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nur jede_r hundertste Befragte gab an, hat durch diesen Kreis von der Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie erfahren zu haben.

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Fragebogens waren Fragen zum Zusammenleben mit HIV-positiven Menschen. Gefragt wurde beispielsweise, wie man sich in verschiedenen Alltagssituationen verhalten würde, in denen sich Kontakt mit Menschen mit HIV ergeben könnte.

Je enger der Kontakt, desto größer die Angst

Auch hier gibt es gute Nachrichten: Berührungsängste haben seit 2017 spürbar abgenommen. In neun von elf Alltagssituationen sind die Vorbehalte gegenüber Menschen mit HIV zurückgegangen. Dennoch lässt sich vereinfachend nach wie vor sagen: Je enger der Kontakt zu einem Menschen mit HIV wird, desto größer ist Angst vor einer Ansteckung bzw. die Ablehnung.

So würden 85 Prozent der Befragten einer_einem HIV-Positiven die Hand geben und 71 Prozent hätten kein Problem mit einer Umarmung. Allerdings sagen nur 20 Prozent, dass sie ganz sicher einen HIV-positiven Menschen küssen würden, und 16 Prozent fänden es besorgniserregend, würden sie angehustet werden – obwohl hier keinerlei HIV-Risiko besteht. Selbst Sex mit Kondom kann sich nur jede_r fünfte Befragte vorstellen.

Ein weiterer Teil der Befragung befasst sich mit Aussagen zu HIV und dem Leben damit.

Die gute Nachricht: Knapp vier von fünf Befragten (78 Prozent) wissen, dass HIV im Alltag nicht übertragen werden kann. Etwas mehr, 84 Prozent, geben an, dass dank der HIV-Medikamente ein langes und weitgehend beschwerdefreies Leben möglich ist.

Im Alltag gibt es kein Risiko

Kaum verändert aber haben sich gegenüber der Befragung von 2017 die Vorbehalte gegenüber Menschen mit HIV. Jede_r Fünfte glaubt, dass HIV-positive Menschen selbst schuld an ihrer Erkrankung sind. Knapp ein Drittel wollen mit dem Thema HIV und Aids am liebsten nicht in Berührung kommen. Und über die Hälfte der Befragten stimmen der Aussage zu, dass über HIV-Positive schlecht gesprochen wird.

Menschen mit HIV-Infektionen im persönlichen Umfeld

Neben dem Wissensstand über Übertragungswege von HIV und Einstellungen wurde auch abgefragt, ob die interviewten Personen Menschen mit HIV in ihrem persönlichen Umfeld haben. Wie sich zeigt, kennt nur eine Minderheit von 17 Prozent der Befragten selbst Menschen mit HIV. Insgesamt hat der Anteil der Menschen, die HIV-Positive in ihrem Umfeld kennen, gegenüber 2017 leicht zugenommen. Dies kann darauf hindeuten, dass HIV-Positive offener mit ihrer Infektion umgehen. In den Altersklassen der 30- bis 44-Jährigen und der 45- bis 49-Jährigen geben jeweils 19 Prozent an, Menschen mit HIV zu kennen.

Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es nur 14 Prozent und bei den Menschen über 60 sind es 15 Prozent. Von den Befragten mit niedriger Bildung kennen 20 Prozent Menschen mit HIV, bei Menschen mit mittlerer und hoher Bildung sind es 15 Prozent.

Intensive Aufklärung führt zum Erfolg

Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass die HIV-Aufklärungsarbeit der Aidshilfen und anderer Einrichtungen erfolgreich ist. Damit bald alle Menschen die wissenschaftlich belegte Tatsache kennen, dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist, müssen wir auch weiterhin das Wissen verdoppeln.

Weitere Informationen:
dah_studie_nichtubertragbarkeit_von_hiv_unter_therapie

https://wissen-verdoppeln.hiv/

Positive Begegnungen

die 21. Konferenz von Menschen mit HIV, ihre An- und Zugehörigen, ebenso Mitstreiter_innen ais Aidshilfen, der Medizin, aus dem Rechtsbereich, der Wissenschaft, Politik und Medien.

06.-09. August 2020 Bremen

Das Motto der diesjährigen Konferenz ist „SELBSTVERSTÄNDLICH POSITIV“. Das Motto soll Mut machen, Mut für ein selbstverständliches und damit auch offeneres Leben mit der Infektion. Mehr offen positiv lebende Menschen sorgen für mehr Sichtbarkeit des Lebens mit HIV. Das hilft selbst- und gesellschaftliche Stigmatisierung abzubauen. Es schenkt Menschen mit HIV mehr Freiheit und zeigt Leben mit HIV als selbstverständlichen Teil in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Anmeldung unter: http://www.positivebegegnungen.de

 

 

 

18. Fachtag „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“

  1. Fachtag „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“
    anlässlich des Welt-Aids-Tages

   2019 Motto „Streich die Vorurteile!“

Der Fachtag findet statt am:

Montag, den 18. November 2019
um 09.30 Uhr
in der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) (Pappelallee 5, 14469 Potsdam)

Mit der Auftaktveranstaltung zum Welt-Aids-Tag 2019 werden aktuelle Themen der Prävention präsentiert. Am Nachmittag werden die Brandenburger Gesundheitsziele im Bereich HIV/STI und sexuelle Gesundheit diskutiert.

Programm: Einladung und Programm 18. Fachtag

Bitte bestätigen Sie Ihre  Teilnahme bis zum 5. November 2019 unter Verwendung der E-Mail: info@brandenburg-gemeinsam-gegen-aids.de

Weiterlesen

Respekt und Selbstverständlichkeit

Für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben

Deklaration positiv arbeiten

Deklaration gegen Diskriminierung im Arbeitsleben veröffentlicht. IBM, SAP und viele andere: HIV ist Teil von Diversity

Mehr als 50 namhafte Unternehmen und Organisationen haben in Hamburg eine Deklaration gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben unterzeichnet.

Am Vortag des Deutsch-Österreichischen Aids-Kongresses (DÖAK) setzen sie damit öffentlich ein Zeichen, vermitteln ein zeitgemäßes Bild vom Leben mit HIV und kündigen konkrete Maßnahmen für einen respektvollen und selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Kolleg_innen an.

Die Arbeitgeber_innen-Deklaration ist auf Initiative der Deutschen Aidshilfe (DAH) entstanden. Die Liste der Unterzeichnenden reicht von weltweit tätigen Großunternehmen bis zu Einzelhandelsgeschäften, von Verbänden über Städte bis zu lokalen Einrichtungen.

Dazu sagt DAH-Vorstand Winfried Holz:

„Alle gemeinsam machen wir deutlich: HIV braucht im Arbeitsalltag überhaupt keine Rolle zu spielen. Einem ganz normalen kollegialen Umgang steht nichts im Wege. Wir appellieren an alle Menschen in der Arbeitswelt: Tragen Sie dieses Wissen auch in Ihr Umfeld! Es schafft Erleichterung für alle Beteiligten.“

Nach der Erstunterzeichnung in Hamburg sollen nun möglichst viele weitere Unternehmen und Organisationen die Deklaration unterschreiben.

Kolleg_innen wie alle anderen

Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung können Menschen mit HIV heute leben und arbeiten wie alle anderen. Sie sind genauso leistungsfähig und können jeden Beruf ausüben.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Stellbrink, Präsident des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses, erklärt:

„Die Medizin hat HIV heute gut im Griff. Die Infektion muss keine Einschränkung mehr bedeuten. Ängste vor einer Übertragung bei der Zusammenarbeit waren schon immer unbegründet. Unter Therapie ist eine Übertragung von HIV prinzipiell nicht mehr möglich. Im Arbeitsalltag ist HIV irrelevant.“

Benachteiligung, Ängste und Vorurteile

Immer wieder jedoch erleben Menschen mit HIV im Beruf Benachteiligung und sind Vorurteilen ausgesetzt: häufiger krank, eine Gefahr für andere, schlecht fürs Image des Unternehmens.
In einigen Unternehmen – vor allem im Gesundheitswesen – gehört sogar der HIV-Test immer noch zur Einstellungsuntersuchung, obwohl er rechtlich unzulässig und das Ergebnis für die Arbeit unerheblich ist.
Der Diskriminierung zugrunde liegen dabei meist völlig veraltete Vorstellungen vom Leben mit HIV, irrationale Ängste vor einer Übertragung und unzulässige moralische Bewertungen.

Akzeptanz ist gut für alle

Die beteiligten Unternehmen begreifen die Deklaration sowohl als Frage individueller Rechte, als auch als Teil ihrer Diversity-Strategien. Sie wissen: Ausgrenzung und die Angst davor machen krank und schaden dem Unternehmen. Akzeptanz ist unerlässlich für ein produktives Betriebsklima.

„Wir haben keine Angst vor Vielfalt. Vielfalt ist für uns wichtig, denn Vielfalt bedeutet Innovation. HIV ist für uns eine von zahlreichen Facetten“, sagt Dr. Ernesto Marinelli, Senior Vice President und Head of HR bei SAP.

Sein offen HIV-positiver Mitarbeiter Jörg Beißel, Senior Facility Specialist, berichtet: „Die Rückendeckung meiner Unternehmensführung bedeutet für mich ein proaktives Bekenntnis: Du bist genau so richtig, wie du bist. Ich finde es sehr gut, dass meine Firma diese Kampagne in dieser Form unterstützt und somit hilft, Aufklärungsdefizite zu beseitigen!“

Norbert Janzen, Personal-Geschäftsführer bei IBM unterstreicht: „Es freut mich, dass wir heute diese Deklaration mitunterzeichnen können – ein wirkliches Highlight in unserer über 10-jährigen Partnerschaft mit der Deutschen Aidshilfe. Die Förderung des Einzelnen hat bei IBM eine über 100 Jahre lange Tradition, sie ist Leitmotiv unserer Firmenkultur. Die Individualität aller Mitarbeitenden als Basis für Innovation und Kundenorientierung ist für den Erfolg unseres Unternehmens auch in Zukunft unerlässlich.“

Axel Wedler, offen HIV-positiver Senior Manager bei IBM, erklärt: „Das klare Bekenntnis meiner Füh­rungskräfte ermutigt mich, überall im Unternehmen weiter offen mit dem Thema umzugehen und anderen als An­sprechpartner zur Verfügung zu stehen. Das fördert Offenheit und Akzeptanz weit über das Thema HIV hinaus.“

Erstunterzeichnende der Deklaration „Für Respekt und Selbstverständlichkeit: Für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben“

Accenture • Aperto • Agentur für Arbeit Hamburg • Arbeitskreis Jugend- und Drogenberatung im Kreis Warendorf e.V. • Architekturbüro Silke Anna Linnemann • art*design • Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Hamburg • Bochum • Bosch • Caritas Berlin • Daimler • DAK-Ge­sundheit • Deutsche Bahn • Deutsche Bank • Deutsche Druck und Verlagsgesellschaft • Deutsche Eiche / Joseph Sattler GmbH • Dortmund • Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK) •  DRK Kreisverband Wolfenbüttel • DRK-Landesverband Hamburg • DRK-Landesverband Niedersachsen • Drogenhilfe Schwaben • Elsevier • Flughafen Dortmund • Gasteig München GmbH • Fürth • GEW NRW • GSK • GLS Bank • IBM • IMAGE Ident GmbH • IT-Lorenz • Kare Design • Lyra Apo­theke • Münchener Kammerorchester • Norddeutscher Rundfunk (NDR) • Der Paritätische Berlin • Der Paritätische Gesamtverband • Der Paritätische Hamburg • PwC • Reichshof Hamburg Curio Collection by Hilton • SAP •  Schön Klinik Bad Bramststedt • Techniker Krankenkasse • Mannheim • Megaherz GmbH Film und Fernsehen • München • Nürnberg • Die Piratenpartei • Staatstheater am Gärtnerplatz, München • Stadtreklame Nürnberg • Tech Data • Vivantes • zahlreiche Aidshilfe-Organisationen (Stand: 11.6.2019)

weiter Informationen findet man: http://www.positiv-arbeiten.de

HIV GRENZT DICH NICHT AUS. UNWISSEN SCHON.

In diesem Jahr feiert der HIV IM DIALOG-Kongress sein 20-jähriges Jubiläum zu dem herzlich eingeladen wird. Das zentrale Thema dieses Jahr ist STIGMA, deshalb lautet das Motto:

HIV GRENZT DICH NICHT AUS. UNWISSEN SCHON.

HIV-Stigma beenden, Zugänge zur sexuellen Gesundheit schaffen!

Einladung zum Internationalen Fachkongress HIV IM DIALOG am 30. und 31. August im Berliner Rathaus

Veranstaltungsflyer: HID_FLYER_2019_Programm

hier können Sie sich online anmelden: http://www.hiv-im-dialog.de/index.php?id=34

Durch Beratung und Aufklärung, Testangebote,  Kondome, Schutz durch Therapie und Prä- und Postexpositionsprophylaxe kann für sehr viele Menschen ein effizientes kombiniertes Präventionspaket zusammengestellt werden. Damit könnten die 90-90-90-0-Ziele erreicht werden, um Aids bis 2030 zu beenden. Dennoch verhindert die Stigmatisierung der HIV-Infektion einen breiteren rationalen Diskurs über die Möglichkeiten eines effektiven Schutzes vor der Infektion. Die Bestrebungen der Rechten und konservativer Kräfte, bereits errungene sexuelle Freiheiten zurückzudrängen, Migrant*Innen zu bekämpfen und Menschen mit einem erweiterten Begriff von  Genderidentität zu diffamieren, birgt die Gefahr eines Rückschlages auch in der HIV-Bekämpfung. Häufig berichten Trans*Personen, neben MSM und andere Menschen mit Fluchterfahrung und/oder aus der Sexarbeit – also aus den Gruppen, die besonders vor einer HIV-Infektion gefährdet sind – von einem beleidigenden Umgang –  sowohl in ihrem Alltag als auch in der Community. Der daraus resultierende Rückzug in immer kleinere als sicherer empfundene Räume erschwert die Präventionsarbeit. In der Folge bleibt diesen Menschen der Zugang zu notwendigen Informationen versperrt, sodass neuere Schutzmöglichkeiten vor einer HIV-Infektion nicht genutzt werden können.

Immer noch werden in Berlin ca. ein drittel der Neudiagnosen bei Menschen mit einer fortgeschrittener HIV-Erkrankung (sog. Late-Presenter) gestellt. Obwohl diese Menschen mitten in der Community leben, erkennen sie noch nicht die Möglichkeiten für sich, die bestehenden Strukturen für eine sexuelle Gesundheit zu nutzen.

Eine offensive Vernetzung und Solidarität mit den besonders gefährdeten Menschen ist eine Möglichkeit, Stigmatisierung und Diskriminierung zurückzudrängen. Um die UNAIDS-Ziele zu erreichen wird es entscheidend sein, wie wir uns mit und durch diese Menschen neu vernetzen und wie wir die Zugänge zu den Präventionsstrukturen gestalten.

Durch die Vielfalt der teilnehmender Experten*innen und Aktivist*innen aus den Bereichen Medizin, Gesundheitsversorgung, Politik und Sozialwissenschaft bietet HIV im Dialog eine einzigartige Möglichkeit des interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustauschs. HIV im Dialog 2019 wird gemeinsam vom Arbeitskreis AIDS der niedergelassenen Ärzte aus Berlin (AK AIDS), der Berliner Aids-Hilfe e.V., Update-your-life und dem Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum veranstaltet.

Wir haben sehr bewusst wieder das Berliner Rathaus (Rotes Rathaus) gewählt – der Sitz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – als Signal an Politik und Öffentlichkeit, HIV und Aids als gesellschaftsrelevantes Thema, nicht aus den Augen zu verlieren.

WISSEN VERDOPPELN

Am 28. November startete zum Welt-Aids-Tag die neue Kampagne zur Nichtübertragbarkeit von HIV unter Therapie.

Deutsche AIDS-Hilfe zum Welt-Aids-Tag: Diese gute Nachricht sollte jeder kennen. So wirkt die HIV-Behandlung sogar gegen Diskriminierung.

Nur 10 Prozent der Bevölkerung kennen diese wissenschaftliche Tatsache, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Kampagne #wissenverdoppeln fordert dazu auf, sich zu informieren und auch anderen davon zu erzählen. Erstes Etappenziel: Die Zahl der Informierten soll sich verdoppeln. Und dann immer wieder – bis alle Bescheid wissen. Die Kampagne wird mit Bundesmitteln gefördert.

Entlastung für alle Beteiligten

„Diese gute Nachricht sollte heute zur Allgemeinbildung gehören“, sagt Ulf Hentschke-Kristal vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. „Sie nimmt unnötige Ängste vor HIV-positiven Menschen und wirkt damit auch Ablehnung entgegen. Das Wissen sorgt für Entlastung bei Menschen mit und ohne HIV.“

Im Alltag ist eine HIV-Übertragung ohnehin ausgeschlossen – unabhängig davon, ob jemand Medikamente nimmt. Trotzdem werden Menschen mit HIV noch immer oft als Gefahr wahrgenommen. Auch das illustriert die zitierte BZgA-Befragung.

„Wenn selbst beim Sex keine Übertragung mehr möglich ist, erscheint die Angst vor einer Infektion über gemeinsam benutze Trinkgläser, Fitnessgeräte oder Toiletten hoffentlich als das, wie sie schon immer war: vollkommen abwegig“, so DAH-Vorstand Hentschke-Kristal.

Wissenschaftliche Tatsache

Dass unter erfolgreicher Therapie selbst beim Geschlechtsverkehr keine HIV-Übertragung mehr möglich ist, beweisen mittlerweile mehrere große Studien. Beobachtet wurden in den Studien Tausende gemischt HIV-positiv-negative Paare, die über 100.000 Male auf Kondome verzichteten, ohne dass es zu einer Übertragung kam. So trägt „Schutz durch Therapie“ heute zu einer erfüllten Sexualität ohne Ängste bei.

Zwei Paare, eine HIV-positive Mutter und ein Sozialarbeiter erzählen

„Es ist toll zu erleben, wie sehr diese Nachricht die Menschen erleichtert“, erzählt Jonathan (27), Sozialarbeiter in Berlin und eines der Kampagnengesichter von #wissenverdoppeln. Und fügt hinzu: „Ich bin immer wieder überrascht, wie überrascht die Leute sind.“

David (38) aus Berlin berichtet: „Mit der HIV-Therapie geht’s mir gut – und meine Partnerin schützt sie auch.“ Seine Freundin Silke (39) ergänzt: „Dank Therapie spielt die HIV-Infektion in unserer Beziehung keine Rolle. Für mich ist das so, als wäre er kurzsichtig: Beides ist nicht ansteckend.“

Franziska (35) hat drei Kinder, die auf natürliche Weise gezeugt wurden und zur Welt kamen. Doch sie musste lange suchen, bis sie eine aufgeklärte Geburtsklinik fand. Ihr Statement: „Dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist, hat nicht nur meine Lebensqualität verbessert, sondern ist auch eine wichtige Botschaft für die Gesellschaft. Alle können sich entspannen!“

Fabian (26) aus Frankfurt berichtet, wie er Angst hatte, sich zu infizieren und seinen Freund André (36) zu verlieren, als dieser sein positives Testergebnis erhielt. Drei Jahre später hat sich die Situation entkrampft: „Ich hätte damals mehr Informationen gut gebrauchen können“, zieht Fabian Bilanz.

Wie die Medikamente wirken

Eine HIV-Behandlung unterdrückt die Vermehrung von HIV im Körper. Das Virus ist dann im Blut nicht mehr nachweisbar. Dann ist auch eine Übertragung auf sexuellem Wege nicht mehr möglich. „Schutz durch Therapie“ setzt dabei die regelmäßige Einnahme der Medikamente und die regelmäßige Kontrolle des Therapieerfolges voraus.

Diskriminierung gehört noch immer zum Alltag

Dank der heute verfügbaren HIV-Medikamente kann man mit HIV alt werden und leben wie alle anderen Menschen. Erschwert wird der Alltag mit HIV aber durch Diskriminierung, die in allen Lebensbereichen vorkommt – vom privaten Umfeld über die Arbeitswelt bis zum Gesundheitswesen. Zugrunde liegen meist irrationale Ängste vor einer HIV-Infektion sowie moralische Bewertungen des (vermuteten) Lebensstils der HIV-positiven Menschen.

Für ein selbstverständliches Miteinander

„Unser Ziel ist das ganz selbstverständliche Miteinander, das heute möglich ist – ohne Ängste, ohne Zurückweisung und Abwertung“, betont Ulf Hentschke-Kristal. „Das Wissen um die Nicht-Übertragbarkeit unter Therapie kann dazu entscheidend beitragen. In diesem Sinne: Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen!“

Eine Kampagne zum Mitmachen

Die Kampagne #wissenverdoppeln bietet darum verschiedene Möglichkeiten, die entlastende Botschaft zu verbreiten. Auf der Webseite können Menschen ihre Geschichte und Reaktionen posten, die sie beim Weitersagen erfahren haben. Wichtige Fakten können in sozialen Netzwerken geteilt werden. Aufkleber, Postkarte und Infoflyer animieren ebenfalls zum Weitersagen. Denn Wissen verdoppeln geht nur gemeinsam.

Website #wissenverdoppeln: https://wissen-verdoppeln.hiv/

Kampagnenvideo: https://youtu.be/19XL6OhqXSQ

Download Pressefotos, Anzeigenmotive und Videos: https://www.aidshilfe.de/material-wissenverdoppeln

BZgA-Umfrage: 90 % wissen nicht um die Schutzwirkung der HIV-Therapie: https://www.aidshilfe.de/meldung/bzga-umfrage-90-wissen-um-schutzwirkung-hiv-therapie

Videoclip mit aktuellem Inhalt

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg ist Mitglied der Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids. Nachdem 2017 erfolgreich Informationsbroschüren für Brandenburger Ärzt_innen und Patient_innen aktualisiert und verteilt wurden, gibt es nun eine weiteres Medium. Anlässlich des Welt-Aids-Tages 2018 hat die KVBB eine Video produziert, dass auf die Wichtigkeit der HIV-Testung hinweist.

Welt-AIDS-Tag: Aufruf zur Testung beim Arzt

In jedem Jahr gedenken Menschen weltweit am 1. Dezember der 1981 bekanntgewordenen Immunschwächekrankheit AIDS. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg richtet in diesem Jahr einen ganz persönlichen Appell an die Vertragsärzteschaft. In einem kurzen Video spricht die Infektiologin Dr. Ines Liebold die Kolleginnen und Kollegen direkt an.

Ihre Aufforderung lautet: Testen Sie auch schon bei leisem Verdacht, denn die HIV-Infektion ist behandelbar! Der schwere Krankheitsverlauf wird so vermieden. Behandelte Patienten stecken niemanden mehr an. Es gilt, die Scheu der Patienten vor dem Thema Infektionsrisiko zu bedenken und deshalb sollten Ärzte den Test auch direkt ansprechen!

17. Fachtag „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“

am 21. November wird der 17. Fachtag anlässlich des Welt-AIDS-Tages 2018 stattfinden. Mit der Auftaktveranstaltung zum Welt-Aids-Tag 2018 präsentieren wir Ihnen aktuelle Themen der Prävention (siehe Einladung – Fachtag_21.11.2018)

Anmeldeformular: Anmeldung-21.11.18

Die Gemeinschaftsinitiative möchte am Nachmittag die Brandenburger Gesundheitsziele im Bereich HIV/STI und sexuelle Gesundheit diskutieren. Es ist uns sehr wichtig, darüber mit den Gästen ins Gespräch zu kommen.

Wir freuen uns darauf, Sie zum Fachtag begrüßen zu dürfen!

Neue Website für Migrantinnen und Migranten

Die neue Website bietet auf Englisch, Französisch, Arabisch und Russisch Informationen rund um das deutsche Gesundheitssystem, HIV/Aids, Geschlechtskrankheiten und die Nutzung von Kondomen.

Auch Hinweise, wo man sich testen und bei Bedarf behandeln lassen kann und welche Möglichkeiten Menschen ohne Papiere haben, finden sich auf der Seite.

www.your-health.tips

HIV im Fokus 2018

HIV im Fokus, Berlin

Am Samstag, 01. September 2018, 9-18 Uhr

Berliner Rathaus, Rathausstr. 15, 10178 Berlin

HIV2018_PROGRAMMFLYER

Der internationale Fachkongress HIV IM FOKUS fand 2012 zum ersten Mal statt und wird alle zwei Jahre veranstaltet. Im Gegensatz zum thematisch breit angelegten HIV im Dialog beleuchtet HIV IM FOKUS ein zentrales Thema.

Unter dem Titel: AIDS BEENDEN. GEMEINSAM.

FAST-TRACK CITY BERLIN

  • Integrativer Checkpoint
  • Präventionslücken schließen/No one left behind
  • Diskriminierung/Stigma

wird der diesjährige Kongress stattfinden.

Es geht es um drei wichtige Schwerpunkte im Rahmen des weltweiten Projektes „Fast-Track Cities Initiative To End Aids“.  Denn Berlin hat sich 2016 – als bislang einzige Stadt in Deutschland – der weltweiten Initiative angeschlossen, die bis zum Jahr 2030 die Aids-Epidemie in Städten beenden will.

Insgesamt hat das „Fast-Track Cities“-Programm vier große Ziele, die bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollen: 90 Prozent der Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion, 90 Prozent erhalten eine Therapie, bei 90 Prozent davon ist HIV nicht mehr nachweisbar. Ein weiteres Ziel: Null Diskriminierung von Menschen mit HIV.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:  www.hiv-im-fokus.de