PrEP: Der Weg ist frei!

HIV-Medikament zur Vorbeugung einer HIV-Infektion ist zugelassen

die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am 22. Juli die Zulassung des HIV-Medikaments Truvada zur vorbeugenden Einnahme für Menschen mit hohem HIV-Risiko empfohlen. Die DAH gibt ein klares Votum für diese Schutzmöglichkeit. Sie soll aber keine Konkurrenz zu den anderen Präventionsmethoden darstellen.

HIV – PrEP

PrEP ist die Abkürzung für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt. Bei einer PrEP nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Die Wirksamkeit der PrEP mit dem HIV-Medikament Truvada® ist bei schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko nachgewiesen. Bei ihnen schützt die PrEP so gut wie Kondome vor HIV. In sehr seltenen Fällen kann es aber trotz PrEP zu einer Ansteckung kommen. Außerdem schützt die PrEP nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.

Jetzt muss die PrEP schnell verfügbar werden. Der Preis des HIV-Medikaments ist nach wie vor zu hoch.

Zum Thema PrEP findet am 8. Oktober die Veranstaltung „HIV IM FOKUS“ unter dem Motto: Gib PrEP eine Chance, werden im Berliner Rathaus Präventionsfachstellen, die Ärzteschaft und weitere Akteure aus dem HIV/STI-Bereichen in Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Arbeitsgruppen darüber diskutieren.

weitere Info: www.update-your-life.com

 

Deutsche AIDS-Gesellschaft veröffentlicht vorläufige PrEP-Empfehlungen

Angesichts der unter Auflagen erfolgten europäischen Zulassung von Truvada® zur HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe unterstützt die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) behandelnde Ärzt_innen mit vorläufigen Empfehlungen zur Durchführung.

In ihrem Papier weist die Fachgesellschaft zunächst ausdrücklich darauf hin, dass Truvada® erst dann als PrEP verordnet werden darf, wenn mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte abgestimmte Schulungsmaterialien für Ärzt_innen und Anwender_innen vorliegen. Danach, so die DAIG weiter, sollte eine PrEP samt begleitenden medizinischen Maßnahmen durch Ärzt_innen erfolgen, die Erfahrung in der Präventionsberatung zu sexuell übertragenen Infektionen und in der HIV-Therapie haben.

Eine Prä-Expositions-Prophylaxe bestehe nicht nur aus Medikamenten, sondern sei Teil einer Gesamtstrategie zur Prävention einer HIV-Infektion. Begleitende medizinische Diagnostik und Therapie sowie Beratung und Aufklärung über Risikoverhalten und weitere Präventionsmaßnahmen gehörten ebenso dazu wie ein Angebot zur Untersuchung auf andere Geschlechtskrankheiten.

Im Zentrum der Empfehlungen selbst stehen Hinweise zur Indikationsstellung, zu Aufklärung der Patient_innen vor und zu Beginn einer PrEP, zur Diagnostik vor einer PrEP sowie zum kontinuierlichen Monitoring während einer PrEP.

Als Zielgruppe werden HIV-negative Personen mit erhöhtem HIV-Risiko benannt, zum Beispiel „HIV-negative MSM (Anm. d. Red.: Männer, die Sex mit Männern haben) und Transgender“, die in den zurückliegenden drei bis sechs Monaten mit mehr als zwei Partnern Analverkehr ohne Kondom hatten und dieses Verhalten wahrscheinlich beibehalten, HIV-negative Personen mit eindringendem/aufnehmendem Sex ohne Kondom und mindestens einer im zurückliegenden Jahr neu diagnostizierten Geschlechtskrankheit oder HIV-negative Personen mit eindringendem/aufnehmendem Sex mit bekanntermaßen HIV-positiven Partner_innen ohne erfolgreiche HIV-Therapie.

Ob ein erhöhtes HIV-Risiko weiterhin besteht, soll bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erfragt werden. Wenn Anwender_innen diese nicht wahrnehmen, solle „zunächst keine weitere Verschreibung mehr erfolgen“, so die DAIG.

Über Möglichkeiten der Kostenübernahme für eine PrEP und die erforderlichen Begleituntersuchungen geben die Empfehlungen ausdrücklich keine Auskunft. Die DAIG erwartet aber, „dass für die PrEP neue und interdisziplinäre Versorgungsstrukturen etabliert werden können“.

Anwendung

Vor Beginn der PrEP muss ein HIV-Test sicherstellen, dass man HIV-negativ ist. Wenn man HIV-positiv ist und nur Truvada® nimmt, kann HIV sich vermehren und resistent = unempfindlich gegen manche HIV-Medikamente werden. Vor dem PrEP-Start muss außerdem die Nierenfunktion überprüft werden. Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte keine PrEP machen. Außerdem sollte untersucht werden, ob eine Hepatitis-B-Infektion vorliegt. Belegt ist die Wirksamkeit der täglichen Einnahme von Truvada®. Noch nicht zweifelsfrei erwiesen ist die Wirksamkeit der „anlassbezogenen“ PrEP: Hierbei fängt man vor dem Sex mit der Einnahme an, macht dann an den Tagen mit möglichen Risikokontakten weiter und setzt die Einnahme nach dem letzten Sex noch zwei Tage fort. Nach dem Beginn einer PrEP muss man alle drei Monate einen HIV-Test machen. Außerdem sollten PrEP-Nutzer_innen regelmäßig ihre Nierenwerte überprüfen lassen. Alle drei bis sechs Monate empfiehlt sich eine Untersuchung auf andere Geschlechtskrankheiten.

Zugang

Wer in Deutschland legal eine PrEP machen möchte, musste sich bislang Truvada® auf Privatrezept verschreiben lassen (man spricht hier von Off-Label-Use, weil das Medikament dann außerhalb der eigentlichen Zulassung verschrieben wurde). Eine Monatspackung mit 30 Tabletten kostet derzeit rund 800 Euro. Ab 2017/2018, wenn die Patente für Truvada® enden, dürfte der Preis sinken. Außerdem können dann wirkstoffgleiche günstigere Generika auf den Markt kommen. Manche Menschen besorgen sich die PrEP-Medikamente auch jetzt schon über den Schwarzmarkt, das Internet oder aus dem Ausland. Von Selbstversuchen ist allerdings dringend abzuraten – wichtig ist auf jeden Fall eine gute ärztliche Beratung, Vorbereitung und Begleitung der PrEP, zum Beispiel wegen der nötigen regelmäßigen HIV-Tests (alle drei Monate) und der Nierenuntersuchungen.

 

Veröffentlicht in AG1, AG2, Allgemein, Fachtagung.

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